Donnerstag, 3. November 2011

Kirgisistan - Mongolei


Köbis alter Laptop ist installiert, mit unserem Gewürzkistli unterlegt, so dass es eine angenehme Höhe zum Schreiben auf dem Badewannenbett ist. Christian macht eine Katzenwäsche im Bad des Hotels, eine Dusche fehlt. Das kleine Zweibettzimmer ist überfüllt mit Esswaren, Campingmaterial, Schmutzwäsche und stickiger Luft. Marco ist vertieft in sein Buch, der Weg der Könige. Köbi, der kurz bevor noch so tatenlustig war, ist durch das mongolische Bier ruhig geworden, liegt auf dem Bett und SMS’elt. Draussen ist es kalt, zu kalt um zu lüften. Und irgendwo da draussen ist unser, so lieb gewonnener, Previa 2.4i 16V. Wir wissen nicht genau wo, doch wir hoffen dass es ihm gut geht. J Geschätzte Leser, ihn den folgenden Zeilen werdet ihr schön der Reihe nach erfahren wie es so weit kommen konnte.



Bishkek
Unser letzter Bericht endet in Bishkek, der Hauptstadt von Kirgistan. Die Stadt ist wenige Kilometer von der Grenze zu Kasachstan entfernt. Also entschieden wir uns eine Nacht in der Stadt zu bleiben, so dass wir vor dem ersten Krähen des Muezins an der Grenze sein könnten. Wie immer, haben wir im Reiseführer nach einer günstigen Bleibe gesucht. Das namenlose Hotel wird als originell, liebevoll und preiswert beschrieben. Doch da es kein Namen hatte, gestaltete sich die Suche sehr schwierig. Wie will man ein Hotel ohne Namen anschreiben? Einfach „Hotel“? Die Besitzer haben gar nichts angeschrieben. Der kleine Shop, in dem wir nach dem „Hotel“ fragten, war dann auch gleich der Eingang. Und wirklich, der Platz war günstig (25$ für alle). Irgendwie auch originell, aber keinen falls liebevoll. Hässlich würde es besser treffen. Gebrauchte Bettwäsche, halbpatzige Duschen die mit unseren Sackmessern bedient werden mussten und fäkaler Gestank aus dem Loch neben der Dusche. Der nicht isolierte Anschluss des Boilers in der Nasszelle (genau auf Kopfhöhe) war gar als Lebensgefährlich einzustufen. Es kann auch mit Sicherheit gesagt werden, dass die am Morgen gefundenen, gebrauchten Pariser unter dem Bett schon vor unserer gemeinsamen Nacht da waren. Marco wurde am Abend noch von einem kleinen Mistköter in die Wade gebissen, als er auf der suche nach einem Bankomaten war, dies zum Glück ohne Folgen, da der bissige Hund noch nicht ausreichend Kraft besass die Hosen zu zerfetzen.
Am nächsten Morgen ging es los in Richtung Kasachstan. Der Zoll war sehr angenehm. Das übliche hin und her Geplänkel mit den Beamten. Es kam nur zu einer kleinen Verzögerung als der kirgisische Präsident zur selben Zeit die Grenze passieren wollte und wir dadurch abseits warten mussten.


Kasachstan
Über Kasachstan gibt es nicht allzu viele Worte zu verlieren, denn wir rauschten innert 3 Tagen durch die 1‘500 km lange Steppe, welche sich eintönig ausserhalb des Autos bis in alle Weiten ausbreitete. Aufgrund dieser kargen Landschaft beschlossen wir wieder einmal ein Hörbuch uns zu Gemühte zu führen und entspannt den Worten zu lauschen. Leider waren die Strassen nur zu Beginn des Landes, im grenznahen Gebiet wirklich gut. Je weiter wir ins Landesinnere kamen, desto schlechter wurden sie. Dies drückte sich vor allem durch holprige Strassen aus, welche unser Gefährt in richtige Hüpfsprünge versetzte. Ein Schlag war dann zu viel und es kam zu einem lauten Knacken im rechten Vorderrad. Wir stoppten, konnten aber nichts feststellen, so fuhren wir weiter. Von da an schlug jedoch der Stossdämpfer, bei jedem auftretenden Hubbel, immer voll auf und bei näherem Betrachten stellten wir fest, dass die Feder am oberen Ende gebrochen war. Die Folge für unseren, nun doch schon arg geschundenen Previa war, dass wir weitere 2cm Bodenfreiheit verloren, jedoch trotzdem weiterfahren konnten. Weitere Schäden kamen in Kasachstan nicht dazu, nur zwei Pneu mussten nach hinter versetzt werden, da sie sich wie schon früher erwähnt, sehr schnell abraffeln aufgrund der X-Beine.





Russland
Im Irrglauben schnell innert 12 Stunden durch Russland zu fahren, passierten wir die sehr modern eingerichtete Grenze Russlands. Am Zoll traten keine Probleme auf und wir konnten auf schönsten Strassen zufahren.
Da auf Google Maps keine Strassen in Russland zu erkennen sind und alles schattiert ist, wussten wir nicht exakt wie weit es wirklich bis an die mongolische Grenze ist. Also stellten wir uns darauf ein zu Fragen, da wir in der Schweiz keine Strassenkarten kauften. Zu erst fuhren wir aber in die erste grössere Stadt Robdsoysk, wo wir unsere Kommissionen tätigten. Anschliessen fuhren wir nordwärts weiter, da die einzige grosse Strasse da entlang führte.
Ausserhalb der Stadt fing unser Fragemarathon an, da wir immer noch dachten, wir seinen nahe der mongolischen Grenze. Der erste Russe schaetzte, es seine ca. 200 km bis zur Grenze. Es Stellte sich dann aber heraus, dass diese noch 1400 km entfernt ist. Man stelle sich also vor bei uns zu Hause fragen 4 irre, bärtige Ausländer nach dem Weg nach Alicante (Spanien) J. Fast immer wurde uns aber höflich Auskunft gegeben, wobei wir aber leicht in die irre geschickt wurden. Dank einer sehr guten Auskunft mit ungefähren Kilometerangaben der wichtigen Städte, die wir durchqueren sollten, fanden wir am nächsten Tag auf die richtige Strasse zurück.

Die ganze Durchquerung Russlands dauerte schlussendlich 3 volle Tage auf perfekten Strassen. Landschaftlich bot sich uns auf den letzten 500 km eine wunderbare Kulisse. Wir durchfuhren lange Täler, welche immer höher in die Schneeberge führen. Dort erinnerte die Landschaft mit den halb zugefrorenen Flüssen und den Bergen stark an Kanada, wodurch wir hofften Bären und andere Wildtiere zu sehen. Christian kam aber nach 30 Minütiger Betrachtung der Wildnis zum Schluss, dass es doch keine Bären hat, da er ja keine sehe J
Am Ende der Strasse, auf der Höhe von 2‘500 m erreichten wir am Nachmittag des dritten Tages die mongolische Grenze, dort endete die perfekte, geteerte Strasse hinter einem Gitter und ein Holperpfad führte zu den mongolischen Grenzhäusern. Nun konnte das Spiel mit den mongolischen Behörden beginne J







Kleiner Einschub
Wir erfuhren in Russland, dass die Übergabe des Autos in der Mongolei an eine Hilfsorganisation, definitiv nicht zu Stande kommt und wir das Auto nicht auf die gewünschte Weise ins Land bringen konnten. Auch in der Mongolei muss man ein Auto verzollen wenn man es einfuehren will. Ansonsten ist die Ausreise z.B. per Flugzeug unmöglich. Dies ist Tatsache und wurde uns auch unmissverständlich eingebläut. Das Verzollen eines Autos unseres Alters kostet in der Mongolei 4‘000 – 6‘000 Dollar. Auch dies ist fast unumstösslich.

Mongolei (fast am Ziel)
Nun standen wir also am späten Nachmittag ausgereist in Russland im 15 km langen „No Mans Land“, zwischen den beiden Grenzen. Wir beschlossen erst am nächsten Morgen in der Mongolei einzureisen, da nur noch wenig Zeit bis zur Schliessung verblieb und wir alles mit dem Auto genau regeln wollten. Also schlugen wir unsere Zelte dort auf und wollten mit dem Abendessen beginnen. Schnell kam aber ein Beamter und wies uns darauf hin, dass es nicht erlaubt sein hier zu Campen und wir eine Busse bekämen, zudem verbliebe uns noch genug Zeit einzureisen. Also versuchten wir es doch am selben Abend.






Nach langem Abwägen der verschiedenen Möglichkeiten, wie wir mit dem Auto weiterverfahren sollten, entschieden wir uns für den äusserst teuren Autoimport der sich auf 4‘000 $ belaufen solle. Die Entscheidung viel so aus, da wir dadurch die 3000 Fr. Kaution (Carnet de Passage) in der Schweiz sicher wieder zurück erhalten und wir am Flughafen auch ausreisen können. Jedoch konnte dieses Geschäft nicht mehr am Abend abgewickelt werden und wir wurden draussen in die „Custom Zone“ verwiesen, wo wir unser Zelt aufstellten. Schnell wurde es bitter Kalt, doch wir hatten unseren Spass bei Tee und Jassen im warmen Auto. Wie ueblich wies Neujasser Christian zusammen mit Marco, die mit einem Jassfluch belegten Gegener Koebi und Alex zu Boden. In der Nacht wurde es noch mal kälter (-20°). Alle sind nun fest ueberzeugt, dass die Hersteller der Schlafsaecke noch nie selbst bei solchen Temperaturen in ihrem Produkt genaechtigt haben. Andernfalls wuerden sie die Saecke wohl kaum mit Komforttemperaturen bis -25 Grad anschreiben. Wir waren froh als wir aufstehen konnten.
Am nächsten Morgen gingen die Auto Diskussionen natürlich weiter und schlussendlich mussten wir 3‘500 $ bezahlen. Dies hatten wir natürlich nicht auf Mann, so durften wir das Zollgelände verlassen, um die Bank aufzusuchen. Nun die Bank auf 2‘500 m ist in einer Holzhütte mit einem Tresor, natürlich ohne Visa Bezugselle. So zottelten wir frustriert zurück und suchten nach einem neuen Plan. Dieser sah dann so aus J : Wir nehmen all unser Bargeld (ca. 1200 $) und versuchen es mit dem, vielleicht ist ja doch einer korrupt an der Grenze. Zum mongolischen Zoll gibt es noch zu sagen, dass dieser genauso modern wie der schweizerische ist und viele junge Leute dort arbeiten. Zu unserer Überraschung war alles perfekt organisiert. Alex, der als Fahrer fungierte bot schweizer Taschenmesser, Gaskocher, Klappstuehle und andere Kostbarkeiten aus dem fernen Westen an. Nichts fruchtete. So hatte auch unser Notfallplan keinen Erfolg.
Da die Zahlung also unmöglich war einigten wir uns, dass ein mongolischer Beamter mit uns in das 100 km entfernte Olgii kommt und wir ihm dort das Geld aushändigen. Im Zollbüro gab es daraufhin starkes Gelächter als ein ganz junger Zollbeamter bestimmt wurde, welcher uns begleiten soll. Wie sich später heraus stellte glaubten alle, dass wir Olgii nicht am selben Tag erreichen, da die Strassen so katastrophal sind, so dass wir im Freien übernachten müssen. Der Previa wiederlegte natürlich all diese Befürchtungen.
Von diesen 100 km welche zu bewältigen waren, waren 70 km wirklich in miesem Zustand, zudem musste  ein Pass überquert werden. Wir schafften diesen jedoch mit vereinten Kräften. Kurz vor der Passhoehe mussten Schneeketten aufgezogen werden. Die Kraft des Wagens reichte jedoch auch im ersten Gang nicht aus, um die starke Steigung zu bewaeltigen. Als drei starke Maenner anschiebten, klappte es. Der Zollbeamte schaute mal gelassen zu, er wollte sich nicht so richtig in unser Team integrieren ;). Glücklicherweise hielt die Kupplung, welche schon in Russland teilweise durchrutschte, und nicht mehr viele Kilometer machen wird.

Trotz allem erreichten wir Olgii am Abend. Dort trafen wir auf einen sehr gut englisch sprechenden Mann (Yirlan) von Custom Service, welcher das ganze Heft an sich riss, um uns zu Helfen und an das Geld zu kommen. Zurzeit war aber Stromausfall in der ganzen Stadt, so beschlossen wir erst am nächsten Tag zu bezahlen. Daraufhin verbrachten wir den Abend mit diesen zwei Zollbeamten, beide in unserem Alter, in einer Bar. Mit ein bisschen Alkohol klappte die Zusammenarbeit schon viel besser. Es wurde alles vergangene nochmal genau besprochen und uns wurde mitgeteilt, was wir alles falsch gemacht haben. Wir erfuhren, dass es doch Wege gibt ohne zu Zahlen das Auto hier zu lassen. Schlussendlich war trotz hunderten von Telefonen nichts mehr daran zu ändern, wodurch wir am nächsten Tag zu bezahlen hatten. (Wenn jemand in die Mongolei will mit dem Auto, jetzt wüssten wir was zu tun ist und kennen die wichtigen Telefonnummern. Es wird jemand der Geschenke mag den Hoehrer abheben J)
So bezahlten wir am nächsten Tag den Import, was uns die Möglichkeit gab, das Auto legal zu verkaufen. Nach Abwägen der Vor- und Nachteile, beschlossen wir das Auto in Olgii zu verkaufen, da hier noch ein guter Preis zu erzielen war. Zudem hörten wir von verschiedenen Seiten, dass die Strassen noch schlechter werden und es mit unserem Auto kaum zu schaffen sei, Ulanbator zu erreichen. Die kompetente Schätzung von Marco, dass wir Ulanbator zu 65% nicht erreichen werden mit diesem Auto, räumte auch die letzten Zweifel der drei uebrigen Abenteurern aus :) . Wir versprachen Yirlan, (mit dem wir mittlerweile schon diverse Vodkashots geext haben und nun liebevoll Yirka nennen duerfen), unser Dachzelt wenn er fuer das Auto einen zahlungsfreudigen Abnehmer finden wuerde. Dies klappte gut, schon am selben Tag fanden wir einen Abnehmer fuer unseren, doch nun sehr lieb gewonnenen Pervia, welcher von Spanien bis in die Mongolei fuhr und jede Herausforderung meisterte.



Die letzten 1‘700 km werden wir mit einem russischen Minibus inklusive Chauffeur zurücklegen, wobei wir uns ein Bild über de wirklichen Strassenzustand der Mongolei machen können.




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