Donnerstag, 29. September 2011

Türkei - Iran

Istanbul – Bazargan (Grenzübergang Iran)

Liebe Freunde und andere Leser, am 19.9 verliessen wir Istanbul in Richtung Ankara. Hatten jedoch nach dem Besuch in Istanbul vorläufig genug von Grossstädten und umfuhren Ankara weit nördlich. Eine gute Entscheidung, wie sich am nächsten Tag herausstellte, Bombenanschläge suchten die Hauptstadt heim. Einen ganzen Tag reisten wir auf der Autobahn. Zwiebelfelder, Reissümpfe und Kartoffelplantagen säumten den Weg. Mit Zorros Abenteuern als Hörbuch versüssten wir uns die Zeit. 


Um noch etwas Kulturelles reinzuziehen, stoppten wir am nächsten Tag in Amasya. Die herausgeputzte Altstadt und Grabmäler im Fels sind die Attraktionen. Der grösste Teil von uns war auch vom Kebab-Restaurant sehr begeistert, doch Christian wurde hier zum ersten Mal hart geprüft. Trotz unseren fundierten Türkischkenntnissen, Mimik und Gestik bekamen alle einen Teller mit Fladenbrot und ordentlich Kebab fleisch vorgesetzt. Christian wiederstand dem herrlich duftenden, knusprigen Lammfleisch bravourös.
Die auf der Karte weiss eingezeichnete Schotterstrasse mit Löchern, Kühen und endlosen Kurven zwischen Amasya und schwarzem Meer war eigentlich nur 40km lang. Wir haben jedoch nicht damit gerechnet dass bei Gabelungen keine Wegweiser mehr angebracht sind und wir dadurch für den Weg über 6 Stunden brauchten. Also feierten wir Köbi’s Geburtstagsparty auf einem abgeernteten Getreideacker im Nebel. Ein rauschendes Grillfest, umrandet von türkischer Popmusik.



 
Die Strecke entlang dem schwarzen Meer war kein Hit. Die Autobahn verläuft exakt entlang dem Strand, es gibt weder Bade- noch Campingmöglichkeiten. Wir stachen bei Hopa, kurz vor der georgischen Grenze, wieder ins Landesinnere. Die Bergfahrt durch duftende Teefelder und grüne Wälder mit Blick auf die rotglühende Sonne über dem schwarzen Meer war wunderschön. Leider war die Suche nach einem schönen Schlafplatz erfolglos. Auf dem Gipfel schlugen wir gleich neben der Strasse unser Lager auf. Nur 100m neben uns ein Stützpunkt der Polizei. Die wenig nach unserer Ankunft gleich neben unserem Previa eine Verkehrskontrolle durchführte. Mit mehrmaligem Hupen scheinen sich hier die Verkehrsteilnehmer zu bedanken, die nicht kontrolliert werden. Drei Meter in die andere Richtung ein Abgrund, dessen Tiefe man durch die Bäume nicht ergründen konnte. Optimal für das entsorgen der Kartoffeln mit Zwiebeln, die wir nach Köbis hantieren mit dem Chilligewürz nicht aufessen konnten. Christian und Köbi schliefen ruhig in ihrem Zelt im Schutze der Wand des Geräteschuppens. Währenddessen kämpften Marco und Alex in ihrem Dachzelt mit dem Sturm, der über den Gipfel fegte. Das Zelt schaukelte, sodass man fürchten musste, das Auto würde kippen. Der fürchterliche Lärm der vorbeidonnernden Lastwagen wurde unterstützt durch das monotone Geklapper der Zeltreissverschlüsse. Durch den dicken Nebel wurde das Zelt so stark mit Wasser getränkt, dass es den Ärmsten eiskalt in die Ohren und Augen tropfte. Eine Nacht zum vergessen. J



Das Ziel des 22.9.2011 war das Erreichen der iranischen Grenze, so dass wir am 23. den Grenzübertritt in Angriff nehmen können. Die Landschaft änderte sich an diesem Tag diverse Male. Im Wald gestartet erreichten wir bald den Fuss des 2470 Meter hohen Passes. Aus dem Grün wurde mehr und mehr braun bis wir schliesslich auf einem Hochplateau waren. Die Leute scheinen hier von ein wenig Landwirtschaft zu leben und ihre Häuser im Winter mit getrockneter Scheisse heizen. Entlang einer türkischen Version des Grand Canyons erreichten wir das 3-LänderEck von Armenien, Iran und der Türkei. Bei der Suche nach einem Nachtlager hatten wir uns offenbar zu nahe an die armenische Grenze gewagt und wurden vom türkischen Militär freundlich aber bestimmt weggeschickt. So mussten wir uns mit einem anderen Platz zufriedengeben und wurden am Morgen von Hunden, Kühen und offenbar stummen, türkischen Bauern geweckt. Es scheint, als seien wir auf einem Kuhtriebweg gelandet.
  


 


Auf der Fahrt bis zur Grenze wollten wir uns noch Gaspatronen für Kocher und Lampe besorgen. Beim Gasladen wurden wir mit unserem leeren Muster zur Tankstelle mit Shop geschickt. Der Verkäufer lag  auf dem schmuddeligen Sofa und pennte, bevor der Tankjunge ihn aufweckte. Mit roten, wässrigen und staunenden Augen mustert er die Gaspatrone mit dem kleinen Loch im Deckel. Das plötzliche Blitzen in seinen Augen und die Anweisungen an den Tankjungen liess uns hoffen, dass wir hier fündig werden würden. Der Junge bringt eine Schachtel. Etwa 30 Sekunden vergleicht der Verkäufer unsere Campinggaspatrone mit einem Motorenölfilter. Einen solch exotischen Filter hat er leider nicht in seinem Lager. Pech gehabt, gelacht wurde anständigerweise erst im Auto.

10 km vor der Grenze begann der Lastwagenstau, etwa 1000 Lastwagen die auf die Zollabfertigung warteten. Wir konnten auf einer separaten Spur passieren. Auf der linken Seite der schneebedeckte,  geschichtsträchtige Berg Ararat. Ein eindrückliches Bild bei den über 30°C in der braunen Wüste.
Bazargan- Teheran
Der Grenzübertritt von der Türkei in den Iran klappte gut. Trotzdem haben wir in diesen vier Stunden viel Neues erlebt. Einige Leute sind soooo hilfsbereit, liebenswürdig und schon nach dem zweiten Wort unsere besten Freunde. Sie wollen so gerne Geld für uns wechseln und uns helfen beim Grenzübertritt. Sie sehen sofort die Probleme und können diese für nur 100 Euro lösen. Ein grosses Problem war unser Dachzelt und der Kofferraum. Wir haben das Problem nie begriffen, schlussendlich jedoch ca. 30 Fr.- dafür bezahlt. Und siehe da, das Problem wurde dadurch tatsächlich gelöst. Beim Einreisestempel stehen die Iraner nicht an, sie drängeln sich mit allen Mitteln nach vorne. Mehrmals stellten wir verdutzt fest, dass wir wieder die hintersten in der Reihe sind. So erlernten auch wir die iranische Art des Anstehens und kamen zu unserer Sache. Nach weiteren fünf Stempeln für das Auto, welche wir abwechslungsweise in einem Büro (was mehr einem Lagerschuppen glich) oder einem Schreibtisch auf der Strasse abholen mussten waren wir im Iran. Das Tagesziel war somit erreicht, zum Übernachten ging es in ein Hotel nach Tabriz. Ein freundlicher, deutschsprechender Iraner machte uns darauf aufmerksam, dass unsere angeketteten Räder und Kanister sowie das angeschraubte Zelt auf dem Dach am nächsten Morgen zu 100% fehlen werden. Also verstauten wir unsere Habseligkeiten in der Lobby des Hotels. Endlich wollten wir in Tabriz unsre gebrauchte Wäsche waschen. Waschküchen, wo man selber waschen kann gibt es nicht. Der Mann von der Wäscherei wollte unsere Unterwäsche, die es am nötigsten gehabt hätte, nicht waschen. Auch beim Rest unserer Kleider konnten wir uns beim Preis und der nötigen Zeit nicht einig werden. Also, No Deal.
Am 25.9.2011 machten wir uns gegen Mittag auf in Richtung Kaspisches Meer. Wollten wir doch unbedingt die hübschen Iranerinnen beim Badeplausch im Burkini aufspüren. Als Lagerplatz wählten wir, nach langer Suche, eine abgemähte Wiese nahe der Autobahn unter einer friedlich knisternden Hochspannungsleitung. In unserem kleinen Grill loderte ein wärmendes Feuer und die Spaghetti mundeten vorzüglich. Es schien einen schönen Ausklang des Tages zu geben. Was uns ein bisschen nachdenklich stimmte, war der Bauer der von Zeit zu Zeit mit seinem Motorrad vorbeirauschte. Mal ohne Licht, mal uns zu fluchend, mal mit Licht und einmal sogar anhielt aber sobald wir mit im sprechen wollten, sich aus dem Staub machte. Um Mitternacht wurden wir dann vom aufgebrachten Bauern in Begleitung von zwei Polizeibeamten geweckt. Nach 15 minütigem Gespräch mit Hilfe von Händen und Füssen war allen klar, dass wir Touristen sind. Der Bauer war beruhigt, der Polizeichef auf dem Posten noch nicht. So stiegen Köbi und Christian, ausgerüstet mit ihren Pässen, in den Polizeipickup und verschwanden in der Dunkelheit. Der Chef, mit den Schweizer Pässen in den Fingern, fragte die beiden woher sie kommen. Er studierte das Visa, las die Namen in Farsi, alles tip top. Es wurde eine ruhige Nacht. Als der Bauer am nächsten Morgen mit seinem uralten Fiat Traktor neben unserem Previa parkte, „freuten“ wir uns schon richtig. Doch er wollte sich Entschuldigen und eventuell zum Frühstück einladen, doch dies ist nur eine Interpretation seiner Pantomimen. Eigentlich liebe Leute, diese Iraner.
Das Kaspische Meer war eine Enttäuschung. Viel Abfall und Gestank nach toten Tieren am Strand, hässliche Algen und Gewächse im Meer und wenige Burkinis. Die Frauen haben tatsächlich ihr schwarzes Gewand und Kopftuch auch im Wasser anbehalten.
In der folgenden Nacht fiel zum ersten Mal, seit wir unterwegs sind, Regen. Es war kalt, Christian und Köbi hatten im Auto mit dem Wind zu kämpfen. Alle Türen waren zu, doch ein frostiger Luftzug ging durch den Previa. Erst am nächsten Morgen entdeckten wir die offene, vergessen gegangene Heckklappe. Alles war ein bisschen Nass, aber zum Glück auch alles noch da.



In Teheran klappte die Suche nach einem Hotel super. Wir steuerten das Hotel Parasto an, das günstigste aus dem Reiseführer. Sofort erkundigten wir uns nach einer Möglichkeit unsere muffigen Kleider zu waschen. Das Hotel bot einen Waschservice an. Etwa 2 Franken kostete das Kleidungstück für unser Budget etwas teuer, aber jeder gab fünf T-Shirts, eine kurze Hose, eine lange Hose und einen Pullover in die Wäsche. Diese Sachen werden in Zukunft besser eingeteilt. Unterwäsche wollten die Iraner auch hier nicht waschen. Wir nehmen also an, dass sie selber keine tragen. Im Abfallkübel des Badezimmers und der Kühlschrankschublade haben wir also unsere eigene Wäsche durchgeführt und alles im Zimmer getrocknet. Währenddessen schlenderten wir auf den Grand Bazar von Teheran. Schon vorher ist uns aufgefallen, dass es im Iran für jeden Geschäftszweig eine eigene Strasse gibt. Man kommt also von der Lampenstrasse zur Gewehrstrasse, dann folgt eine Eisenwarenstrasse, eine Sanitärstrasse, Hochzeitskartenstrasse oder gar Notstromgruppenstrasse. Jedes Geschäft verkauft exakt die gleichen Artikel gleich nebenan. So war es auch auf dem Bazar der mit über 30‘000 Geschäften der grösste der Welt ist. Wir nahmen den Eingang beim Geschirr. Feinstes Porzellan und Silberbesteck, dann folgten orientalische Teppiche, Papeterieartikel, Schuhe, Gewürze, Tee. Die Gassen im Bazar sind extrem Eng. An den schmalsten Stellen so, dass zwei Personen nebeneinander durchgehen können. Die Packjungen der Geschäftsbesitzer schleppen die Waren auf Handwagen zu den Geschäften, dazwischen Motorräder (im Gebäudeinneren), Bettler und Getränkeverkäufer. Ein emsiges, lärmiges Treiben. Beim Nachtessen enthielt Christians Vegi-Menü eine riesige Lammhaxe, mit der auch die drei Fleischesser zu kämpfen hatten. Als Bettmümpfeli genehmigten wir uns einen frisch gepressten Granatapfelsaft. Frisch gepresste Fruchtsäfte aller Art werden hier als abendlicher Ersatz vom verbotenen Alkohol angeboten.




Am zweiten Tag in Teheran war noch etwas Kultur auf dem Programm. Wir besuchten das Glas und Keramikmuseum wo schöne Vasen, Teller, Gläser und Lampen vergangener Zeiten gezeigt werden. Doch da passierte das beinahe unglaubliche. Alex wurde von einer jungen Iranerin angesprochen. Sie interessierte sich, woher wir kämen und was wir vom Iran denken. Gemäss den im Reiseführer beschriebenen Verhaltensregeln, vermied Alex jeglichen Blickkontakt mit der jungen DameJ. Ein Gespräch konnte sich trotzdem nicht entwickeln, die Frau war so nervös, dass sie sich ständig am Schleier rumzupfte und keine Sätze zu Ende bringen konnte. Eine kleine Militärpropaganda mit Raketen und Plakaten mit bärtigen Männern bildeten den Abschluss unseres Teherans Abenteuers.







Das nächste Ziel ist Mashad, wo wir ums turkmenische Transitvisum kämpfen werden.

Sonntag, 18. September 2011

Rumänien - Türkei

Vom Muschelstrand ging es los, dem Meer entlang in Richtung Bulgarien. Schlechte Strassen mit vielen Schlaglöchern, riesige Maisfelder, Abfall in den Strassengräben und unfertige, verlassene Hotelkomplex-Ruinen säumten das Bild.

Bulgarien

In Bulgarien, genauer in Varna fanden wir den einzigen Campingplatz in der Gegend. Leider merkten wir erst zu spät, dass es nur einen FKK-Strand mit vielen Alten und Schwulen gab. Am Abend besuchten wir die sehr touristische Stadt.

Am nächsten Tag flüchteten wir von diesem FKK-Strand in Richtung Türkei. Da wir keine Karte von Bulgarien hatten, war die Suche nach dem richtigen Weg etwas kompliziert, wir konnten nicht mal die bulgarischen Schriftzeichen entziffern. Kompass Richtung Süden. Wir fuhren Stundenlang durch Waldgebiete mit kurvigen, engen Strassen in äussert schlechtem Zustand. Nicht selten meldete sich der Unterfahrschutz. Auf einer Hochebene vor der türkischen Grenze liessen wir uns nieder und kochten ein köstliches Riz Casimir, jassten und tranken Wein.



Am nächsten Morgen weckte uns ein Schafhirte, der mit seiner ganzen Herde an unserem Schlafplatz vorbeikam. Wir boten ihm Kaffee an, leider rannte die Herde zur Strasse, so musste er mit allen Rufkünsten versuchen sie zurückzuholen. Köbi half ihm dabei etwas =)

Alex veruchte sich vor der Abfahrt noch im Stierkampf.

Türkei

Am Zoll zur türkischen Grenze fuhren wir durch 5 verschiedene Schranken, wo bei jeder der Pass verlangt wurde. Zusätzlich mussten wir in einem halben Flughafengebäude, welches sehr verlassen aussah, zwei Stempel holen. Eine hübsche Türkin erledigte die administrative Arbeit und ein fetter, Pide essender Türke mit Schnauz knallte den Stempel in den Pass mit den abschliessenden Worten: „Go turkey, haydi!“

Nun konnte es losgehen nach Istanbul. Nach der Grenze hatte es erstaunlicherweise perfekte Strassen.

Auf der Autobahn musste Alex pissen, aber auch unser Previa musste pissen. Kaputte Wasserpumpe! Scheisse! Aber dank Betty haben wir ja das passende Ersatzteil dabei, eine neue Wasserpumpe! Wir entschieden uns auf den Pannendienst zu verzichten und die Pumpe selbst auf dem Rastplatz zu ersetzen. Wir sind ja schliesslich 4 gemachte Maschineningenieure! Wagen aufbocken, Unterfahrschutz abschrauben, Wasser ablassen, Öl ablassen, alles abschrauben… Alles an der glühenden Mittagssonne mit ca. 30 cm Arbeitsraum unter dem Fahrzeug. Ein Lastwagenfahrer half uns mit fehlendem Werkzeug aus und gab auch noch seinen Senf dazu, den niemand verstand. Nach ca. 4h war unser Previa wieder bereit und wir gingen guten Mutes weiter nach Istanbul.



Diverse Einheimische halfen uns beim Kartenlesen um dann auch unser Ziel zu finden. Alex hatte den perfekten Türken-Fahrstiel. Hupen, drängeln, türkisches Radio, keine Regeln. So fuhren wir auf dem Tramgleis zu unserem Hostel Sinbad. Unser Hotellvermittler schleifte uns noch in irgendeine verlassene Bar in einem Keller. Er kleidete uns ein mit türkischen Westen und Hüten und lud uns ein zu einer Shisha. Es wurde ein glatter Abend.

Am nächsten Tag besichtigten wir die schöne Stadt zu Fuss. Wir sahen Moscheen, Brücken, türkischer Basar, halt das ganze Touristenzeug. Es war sehr eindrücklich und wir waren erstaunt wie freundlich alle Türken sind. Ständig hörten wir die Lautsprecher von den vielen Minaretten. Die Muezzins heulen was das Zeug hält. Ohne diese wäre es nicht dasselbe. Wir hatten einen sehr guten Eindruck von dieser Stadt.

Und so tönts 5 Mal am Tag: http://www.youtube.com/watch?v=d5aMcuMUh1c&feature=related