Mittwoch, 19. Oktober 2011

Iran - Kirgisistan

 
Turkmenistan

Nach dem obligaten iranischen Abschiedskuss unseres Gastgebers Vali fuhren wir los Richtung turkmenischer Grenze. Da der Weg trotz unserer neuer Reiselust, geschürt durch eine Woche herumsitzen recht lang war, campierten wir neben riesigen Feldern. Als sich die Sonne verabschiedete, fiel das Quecksilber auf den Gefrierpunkt. Schnell wurde das gemütliche Beisammensein in das Wageninnere verlegt, wo schnell ein Kino mit Köbis Laptop eingerichtet wurde. Die in der Dunkelheit vorbeiziehenden Schafhirten waren ein wenig irritiert durch den Lärm, der aus dem komisch parkierten Auto drang. Denn durch die Stereoanlage des Previas hatte man ein DolbySurround Effekt, der seinesgleichen sucht.
Am nächsten Morgen besuchte uns sogleich ein älterer Hirte und brachte ein ziemlich streng nach Schaf riechendes Brot vorbei. Wir gaben ihm ein Balisto, der ihm vorzüglich mundete.
Über Berg und Tal brausten wir gen turkmenischen Zoll. Nach ein wenig hin und her mit dem iranischen Zoll-Clown wurden wir relativ zügig zu den Turkmenen geschickt. Zuerst durften wir ohne viel zu Fragen schnell mal 42$ entrichten. Da sich Christian als Fahrer des Ungetüms zu erkennen gab, wurde er von der restlichen Bande getrennt und fand sich in einem Spiessrutenlauf sondergleichen wieder. Nach 6 verschiedenen Büros, ein Besuch bei einer ominösen Bank die weitere 113$ verlangte, einem Sack voll Quittungen und Dokumenten und einer Videoaufzeichnung von Fahrer und Maschine war zumindest er erlöst. Weitere eineinhalb Stunden später wurde die Aufmerksamkeit auf die anderen Insassen gelenkt und nach einer gründlichen Durchsuchung, ebenfalls in Turkmenistan willkommen geheissen.
Nach einer Stunde Fahrt trauten wir unseren Augen kaum. Kulturschock oder wie man so etwas nennt. Denn nach dem eher verschmutzten, lärmigen und mit Menschen vollgestopften Iran fanden wir uns in einer Welt aus weissem Marmor, pompösen Springbrunnen und fast leeren aber perfekten Strassen wieder. Ashgabat, Hauptstadt und so etwas wie eine Häuserausstellung. Auch dass alle Frauen wieder unverhüllt durch die Strassen zogen, entging unserem geschulten Auge nicht;-).
Statt wie gewohnt am Bazar deckten wir uns wieder einmal in einem Einkaufszentrum mit Lebensmitteln ein, um für die Tour in die Wüste gerüstet zu sein. Denn das nächste Ziel war das legendäre „Door to Hell“, ein seit 40 Jahren brennender Gaskrater. Der liegt jedoch 260km nördlich von Ashgabat mitten in der Wüste und da wir dieses Naturspektakel noch am selben Abend bestaunen wollten, hiess es Vollgas nach Norden. Da die Strasse teilweise fies versteckte Löcher aufweiste, wurde die Fahrt relativ ungemütlich. Da auch noch eine Polizeikontrolle aus versehen missachtet wurde und die Konsequenzen ungewiss waren, drückte dies ein wenig auf die Stimmung. Dies sollte aber ohne jegliche Folgen für uns enden. Zum Glück, denn die Polizei ist hier an jedem Ecken präsent.
Auf der Suche nach diesem ominösen Gaskrater landeten wir zufällig bei Gasarbeitern, die sich anerboten, uns für ein kleines Entgelt mit Ihrem monströsen Gelände-LKW zum besagten Ort zu bringen. Als sich herausstellte, dass wir mit unserem nicht weniger monströsen aber an doch mangelender Bodenfreiheit leidenden Gefährt unser Ziel selbst nicht erreichen können, gingen wir auf deren Angebot ein.
Da es schon dunkel war, erspähten wir das den Nachthimmel erhellende Höllentor schon aus geraumer Entfernung. Dort angekommen, boten uns die unzähligen Flammen ein spektakuläres Schauspiel. Heisse Luft peitschte je nach Wind ins Gesicht und vom Geruch her meinte man, neben einem riesigen Gasgrill zu stehen. Ein einmaliges Erlebnis.
Zurück bei den Gasmännern wurden wir noch auf Abendessen, Tee und Wodka eingeladen. Mit einem Bilderwörterbuch Russisch-Deutsch und allen möglichen Zeichen verständigten wir uns und verbrachten so noch einen äusserst amüsanten Abend. Wir bestaunten den aktuellen Gaskalender und Bilder des hiesigen Präsidenten.

Um die Woche bei Vali zu kompensieren versuchten wir, zügig nach Usbekistan zu gelangen. Leider verschlechterte sich der Strassenzustand dramatisch. Durch die Spurrinnen der vielen Lastwagen und fiesen Schlaglöchern musste sich der jeweilige Fahrer zwischen durchschlagender Federung oder aufsetzen der Ölwanne entscheiden. Manchmal blieb einem die Wahl aber auch erspart, da alles auf einmal auf unseren mittlerweile so lieb gewonnen Previa einschlug. Apropos Previa, Turkmenistan ist absolutes Toyota und auch Previa Land.
Positiv ist aber vom Benzinpreis zu berichten, der mit etwa 20 Rappen pro Liter zu Buche schlägt-theoretisch- denn wir bezahlten immer um die 10$, egal ob 30, 50 oder 60 Liter. Alle ein bisschen Gauner, wie am Zoll. Lustigerweise ist es gesetzlich verboten, Kanister an den Tankstellen zu füllen. Zum Glück hatten wir vom Iran noch 40 Liter dabei, von denen wir des Öfteren mitten in der Wüste Gebrauch machen mussten.








Uzbekistan

Nach drei Tagen erreichten wir den usbekischen Zoll, der viel versteckter nicht hätte sein können. Nach fast feldwegartigen Strassen fanden wir uns vor unzähligen Lastwagen und Menschen wieder, die alle über die Grenze wollten. Wir wurden freundlicherweise nach vorne durchgelassen und durften uns auch in der Schalterhalle unbeschwert vordrängeln. Da die Beamten besorgt waren, wir würden turkmenische Teppiche im grossen Stil ausser Landes schaffen, mussten unser Gepäck noch mühsam ausladen und röntgen lassen. Mit ein paar freundlichen Gesichtern unsererseits konnten wir uns gekonnt aus der Affäre ziehen. Auf der usbekischen Seite etwa dasselbe, ausser dass all unser Hab und Gut zu deklarieren war, verlief die Sache relativ zügig. Hier wurde doch das einte oder andere Kopfschütteln der anderen anstehenden Leute eingeheimst, die unsere neu erworbene Technik des aktiven Anstehens nicht goutierten.

In Buchara besuchten wir eine alte Festung, bei dem wir wiedermal auf andere Touristen stiessen. Da auf dem Schwarzmarkt ein viel besserer Kurs als auf der Bank geboten wird, nahmen wir sogleich die Gelegenheit war, an einem Souvenirshops Geld zu wechseln.
Die Möglichkeit, die vielen Noten für Benzin zu tauschen, blieb uns jedoch verwehrt. Einerseits schien es so, dass alles Usbeken Gasautos fuhren und andererseits kann man sonntags erst ab 20Uhr den rationierten Treibstoff kaufen.
Deswegen machten wir für einmal früher Halt. Vorher besorgten wir uns noch  1.50Franken Wodka und Bier und ein Einheimischer schenkte uns sogar noch eine 15kg Wassermelone. Durch die vorangegangenen zwei Wochen Abstinenz im Iran wagten wir uns noch eher zaghaft an den Alkohol.

In den usbekischen Bergen trafen wir auf einen belgischen Velofahrer, der bis anhin etwa dieselbe Strecke wie wir hinter sich hatte. Sein ambitiöses Ziel ist, bis nach Australien zu fahren. Richtig beeindruckend war aber, dass er erst 18 Jahre alt ist. Nach dem wir mit ihm ein Granatapfel geteilt hatten, machten wir uns auf weiter Richtung Tadjikistan. Im Grenzgebiet campierten wir in einer, nach unserer Ansicht, menschenleerer Schlucht. Zwei Minuten nach unserem Halt tauchte aber schon ein freundlich dreinschauender Bauer auf, der uns sogleich zu sich nach Hause einlud. Wir kochten mit einer äusserst komischen Milch Spaghetti Carbonara die fast allen vorzüglich mundete. Als auch ein paar seiner Söhne auftauchten, folgten wir Ihnen über eine abenteuerliche Hängebrücke aus Alteisen und dann einen Berg hinauf zu ihrem Haus. Dort erwarteten uns eine Horde Menschen, Töchter, weitere Söhne, Enkel, Mutter, Frau und Schwiegertöchter des Bauern. Wir alle sassen im Kreis und wurden von den vielen Augen beobachtet, wie wir Tee und Brot zu uns nahmen. Trotz den sprachlichen Schwierigkeiten hatten wir ein lustiges Gespräch. Es waren sehr herzliche Menschen, die uns immer wieder aufforderten, doch bei ihnen zu übernachten. Da wir aber nachts lieber wieder in der Nähe unserer Kutsche sind und uns auch nicht im entferntesten vorstellen konnten, wo wir in diesem Haus noch Platz finden würden, lehnten wir dankend ab.





Tadjikistan

Der Grenzübertritt zu Tadjikistan gestaltete sich unkompliziert, da wir die Ersten waren. Die Beamten stellten erst gerade ihre Stühle auf und waren noch relativ entspannt. Auch den Wodkaflaschen, die in einer Kiste auf den sterilen Spritzen und Medikamenten lagen, wurde nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

In Dushanbe angekommen, erkundigten wir uns im Hotel Tadjikistan nach den Zimmerpreisen, da eine warme Dusche wiedermal erwünscht war. Da aber 150$ pro Nase unser Budget doch um einiges sprengen würde, suchten wir ein Internetcafé auf um ein Homestay aufzuspüren. Schnell war etwas Passendes gefunden für ein Zehntel des Preises. In dem Haus lebte eine Familie mit zwei Töchtern, die für uns ihr Zimmer räumen mussten. Nach dem der gröbste Dreck von uns abgespült war, ging’s um die Ecke in eine tadjikische Beiz. Zum Glück war der englisch sprechende Sohn des Chefs zugegen und nahm gekonnt unsere Bestellung auf. Also er sagte, er bringe uns was. Das Essen war an sich super, da es aber relativ schnell und lauwarm serviert wurde, kamen aber gewisse Zweifel auf, die sich in der Nacht noch bestätigen sollten.
Zuerst erkundeten wir noch die Stadt mit ihren vielen Polizisten und protzigen Springbrunnen, Denkmälern und Regierungsgebäuden. Als das Auge gesättigt war, fanden wir zugleich eine kleine Bar, in der wir uns ein paar Starkbier und Marco einen standesgemässen White Russian genehmigte.
Gut gelaunt und eher lärmig betraten wir zu später Stunde unser Guesthouse, wo wir die ganze Familie weckten, da alle im Wohnzimmer schliefen. Aber sie sollten noch einige male in dieser Nacht aufwachen, da das WC wegen vorher besagtem, ominösen Abendessen doch frequentiert benutzt wurde.
Mit komischen Bauch und Kopf fuhren wir dann los auf den Pamir Highway. Bei jeder Polizeikontrolle erzählten wir von unserer super Kühlbox (danke Manu!!) und die Beamten wahrscheinlich etwas von SchmiergeldJ.
Bei einem am Strassenrand parkierten Tankwagen konnten noch unser Benzinlager per Kessel und Trichter aufgefüllt werden.
Die Landschaft verwandelte sich in eine wunderschöne Bergwelt mit einer zuweilen fast perfekten Strasse.
Unser treues Reisegefährt zeigte nun leider erste Schwächen bezüglich der Vorderreifen. Das Profil wurde an beiden Innenseiten regelrecht abgeraffelt. Hier hatte die turkmenische Rüttelpiste ihre Opfer gefordert, denn beide Federbeine an der Vorderachse wurden nach innen gebogen, so dass wir nun mit einem Formel1 Radsturz durch die Gegend düsen. Auch mehrmaliges anpassen der Spur konnte dem immensen Pneuverschleiss nur bedingt Einhalt gebieten. Mehr dazu noch später.



Pamir Highway

Auf einmal endete die ach so gute Strasse und das Terrain wechselte zwischen Steinfeld, Kiesgrube, Schlammpiste, Feldweg und einer Mischung aus abgebrochenen Teerstücken und Dreck. Es sollte die bis jetzt härteste Prüfung für Mensch und Maschine werden.
Die, nennen wir sie der Einfachheit halber trotzdem Strasse, führte entlang einer Hügelkette immer weiter in die Höhe. Links Berg, rechts Schlucht. Stutzig machte uns immer mehr, dass nur noch Lastwagen oder gewaltige Geländewagen uns entgegen kamen oder hupend überholten. Auch einige Schaf-und Geissenherden kamen uns entgegen
Teilweise mussten die Passagiere aussteigen, um noch mehr Bodenfreiheit zu gewinnen oder auch den Weg Previa tauglich zu präparieren.
Ein paarmal wurde unser Visum kontrolliert, da es eine autonome Region ist. Ab und zu war ein Haus oder ein kleines Dorf zu sehen mit ein paar Menschen und Eseln am Strassenrand, die immer freundlich winkten.
Auch unser Vierradantrieb entpuppte sich als äusserst hilfreich, wenn nicht gar unersetzlich. Das ständige klopfen und schleifen des Untergrundes gegen unseren Unterfahrschutz konnte auch mit noch so einer behänder Fahrweise nicht vermieden werden. Ungläubig, dass mit unserem Auto noch alles in Ordnung sein solle, deuteten die Menschen in einem Dorf immer wieder unter den Previa. Dies gipfelte bei einer Brückenauffahrt, bei der der vordere Teil des Blechs komplett abgerissen wurde. Dieser Teil fährt nun auf dem Dach weiter mit. Bei der Reparatur des hinteren Schutzes konnte auch gleich ein Blick auf den tiefsten Punkt unseres Gefährts erheischt werden, der total verbeulten Ölwanne.
Wenig später erfuhr ein Reifen die Folgen eines doch allzu spitzen Steines und konnte durch die mittlerweile geschulte Previa-Crew schnell ersetzt werden.









Nach einem Tag schlechten Wetters, einer Bachdurchfahrt (Die meisten Brücken waren defekt und man musste durch den Fluss) und Schänden des Toyotas erreichten wir den Fuss des ersten grossen Passes mit 3252Meter höhe. Die Nacht wurde entsprechend kalt, doch dies sollte noch lange nicht die kälteste sein.
Früh am Morgen machten wir uns auf, bei stahlblauem Himmel die Höhe zu erklimmen. Wie schon am Vortag verlangte die Steigung und das Gelände alles ab, wir wünschten uns oft noch kleinere Gänge als der erste, ein Schnitt von 20km/h wurde knapp erreicht. Das Panorama entschädigte aber für alles.
Nach zwei Stunden bergauf ging’s umso steiler und rutschig wieder bergab, vorbei an steilen Felsklippen und Kühen, die behände wie Gämsen durch den Fels kletterten, zum Dorf Kaleikhum.
Der Einheimische Tankwart staunte nicht schlecht, als er begriff, dass wir es mit diesem Auto über den Pass schafften. Ganz stolz waren wir.

Nun trennte uns nur noch ein Fluss von Afghanistan. Baumi nahm per Handzeichen erfolgreich Kontakt zu den Afghanen auf. Eine wunderschöne Gegend.
Da es keine anderen Strassen gab, machten wir Halt gegenüber einem afghanischen Dorf, wo wir zusätzlich zur herrlichen Abendstimmung noch von deren Minarett beschallt wurden.
Alle Stunde schaute eine Grenzwache vorbei uns sagte nichts, ausser einer der nach etwas Wodka fragte, dachten wir. Doch er nahm gleich die ganze Flasche mit. Naja, wir hofften, uns so wenn schon eine sichere Nacht erkauft zu haben.

Die Strassen wurden tendenziell besser, aber immer noch viele Löcher. Auch vielen chinesischen Lastwagen begegneten wir, uns ist nicht klar, wie die es durch das teilweise äusserst unwegsame Gelände schafften.
In Korog kauften wir auf dem Basar Lebensmittel und ein grosse 22er Nuss mit Hebel, um später dem unvorteilhaften Radsturz zuleibe zu rücken.
Ausserhalb Korog wiedermal eine Passkontrolle. Es stellte sich heraus, dass der Polizist wegen unserer hohen Dachladung und unseres angeblich unvollständigen Visa Geld möchte. Der letzte Schluck aus der Wodka-Flaschen war zu wenig, doch mit einer vollen Flasche Wasser liess er sich schlussendlich abwimmelnJ.

Beim nächsten Rastplatz neben einem eiskalten Fluss nahmen wir erquickendes, aber äusserst kurzes Bad. Frisch belebt versuchten wir mit dem neu erworbenen Werkzeug die Stossdämpferschrauben zu lösen, doch das einzige was sich bewegte war das doch eher günstige, chinesische Werkzeug. Schade! Lassen wir’s halt.








Nach Korog gings stetig bergauf, vorbei an Alleen gesäumt mit goldigen und kupferfarbigen Laubbäumen. Die wenigen Leute winkten uns freundlich zu. Als die Vegetation abnahm, bewegten uns gemächlich auf den 4272m.ü.M. liegenden Pass zu. Es war aber nie ersichtlich, wann wir wirklich ganz oben waren, weil wir uns stetig auf einem Hochplateau mit Salzseen bewegten und umringt von 5000-7000er.
In Murgab wollte die Frau des Tankwarts uns zuerst kein Benzin verkaufen, vermutlich weil Sonntag war. Doch auf einmal tauchte ihr Mann auf und der Deal konnte stattfinden. Sogar Bleifrei mit 93 Oktan.
Die Leute am Strassenrand sahen immer mehr aus wie Chinesen, die Grenze war auch nur noch wenige Kilometer entfernt.
Unser Lager schlugen wir in der Wüste auf 4000 Meter auf. Schnell wurde gekocht und um Erfrierungen zu vermeiden, die Jassrunde im Auto bei laufendem Motor abgehalten. Die Temperatur nachts war minus 15 Grad Celsius, was einen relativ ungemütlichen Schlaf nach sich zog.

 -An dieser Stelle ist einmal zu erwähnen, wie gut sich unser gesamter Autoumbau bis jetzt bewährte. Die drehbaren Vordersitze sind in den kalten Regionen Gold wert, die verschiebbare Rückbank in Kombination mit Köbis Luftmatratze lässt sich in ein bequemes Bett umbauen, am Sonnenrollo ist die Gaslampe perfekt aufzuhängen und auf dem Dachträger lässt sich alles sicher verstauen. Ausser an Bodenfreiheit fehlt es an nichts.-

Durchgefroren nahmen wir den höchsten Pass unserer Reise in Angriff, den Akbaytal auf 4655Meter. Parallel zur chinesischen Grenze verlief die teilweise sehr üble Kiesstrasse mit tiefen Spurrillen über den Pass. Die Höhe machte sich durch Kopfweh und schnelle Erschöpfung bemerkbar. Aber kein Murren seitens unserer Maschine.

Die Abfahrt zur nächsten Hochebene war nicht minder schlecht, doch es bot sich ein kolossaler Anblick von einer riesigen, schneebedeckten Ebene mit einem riesigen, blauen See in der Mitte. Wir trafen auf zwei holländische Radler, die seit einem halben Jahr unterwegs und bald am Ziel sind.
Auf einem weiteren 4000er Pass war der tadjikische Zoll, dann nach folgten 20km „No Mans Land“. Da folglich das Land niemandem gehörte, war auch keiner dem Strassenbau zugeteilt. Es folgte eine mühsame Talfahrt mit Furchen und weggeschwemmten Brücken. 






Kirgistan

Dann endlich der ersehnte kirgisische Zoll. Lustige Beamte spielten mit dem IPod, fragten nach Drogen und ob wir schwul seien.
Im nächsten Dorf, Sary Tash, leisteten wir uns eine bezahlbare Unterkunft mit Abendessen. Neben dem Guesthouse war auch ein Pneuhaus, oder besser gesagt eine Scheune mit Kompressor und langen Hebeisen. Dort liessen wir in unseren, dem Pamir-Gebirge zum Opfer gefallenen Reifen, einen Schlauch einsetzen damit wir auch den noch runterraffeln können.
Unsere Gastgeberin servierte ein Geissenragout mit gammligem Brot und machte uns deutlich, dass nach 8Uhr der Elektroofen auszustecken sei. Da wir nicht nochmal so frieren wollten, liessen wir sie noch ein bisschen länger am Strom. Doch wie mit Geisterhand flog um elf die Sicherung raus J.
Die Einrichtung des Hauses war sehr gemütlich mit Teppichen und Füchsen und Wölfen an der Wand.

Zum Morgenessen gab es besseres Brot, Konfi und Eier. Der Tee roch ein bisschen nach Schafmist. Das könnte daran liegen, dass anstelle von Feuerholz getrockneter Geissen, Kuh, Schaf-und Eselkot verwendet wird. Holzersatz auf 3000 Meter.

Auf perfekten Strassen genossen wir die Weiterfahrt Richtung Bishkek. Weg von den hohen Bergen und wieder zurück in wärmere Gefilde.






Mittwoch, 5. Oktober 2011

Mashhad

Teheran – Mashhad
Im Gebiet zwischen Teheran und Mashhad war nicht viel los. Der städtische Verkehr nahm ab und das erst mit Blöcken und Häusern übersäte Land wurde immer karger und verlassener, bis wir schliesslich in die Wüstengebiete Dasht-e Kavir kamen, in denen so weit das Auge reichte einfach nichts zu sehen war. Wir fuhren entlang des Elbrutz-Gebirges und beobachteten aus dem klimatisierten Auto, wie in der Ferne heisse Luft auf dem ausgedörrten Wüstenboden flimmert. Wir entschieden uns, diese Strecke möglichst schnell zu bewältigen, damit wir bald unser turkmenisches Visum in die Finger kriegen, aber dem sollte nicht so sein.
 
Mashhad
Noch am selben Tag fuhren wir in Mashhad ein und fanden auch tiptop unser erstklassiges Hotel, eine heruntergekommene Bruchbude, mit Betten so hart wie Holzbretter und Kaltwasserdusche. Der Preis war jedoch der Qualität angemessen und so entschieden wir uns eine Nacht zu bleiben. Alles schien nach unseren Plänen zu funktionieren. Wir besuchten und bestaunten die heilige Grabstätte des Imam Reza. Auf einer Fläche von ca. 1 Quadratkilometer sind zusammenhängende, mit Mosaik überzogene Moscheen, verschiedene riesige Plätze belegt mit Marmorstein und im Zentrum die imposante Grabstätte des Imam Reza. Welche auch als eine der grössten muslimischen Pilgerorte gilt, wie wir auch unschwer erkennen konnten anhand des riesigen Pilgerstroms der sich durch das Heiligtum wälzte. Soweit lief alles wie geschmiert.
 
Kampf ums Visum
Am nächsten Morgen, es war Donnerstag, gingen wir viel zu früh zum turkmenischen Konsulat. Wir waren die ersten, und so warteten wir bis irgendetwas geschehen sollte. Es kamen immer mehr Leute als um 9 Uhr ein winziges Fensterchen geöffnet wurde, durch das alle Transaktionen vollzogen werden. Leider mussten wir feststellen, dass jeweils Donnerstag das Konsulat für Lastwagenchauffeure reserviert ist, wodurch wir schnell nach hinten durchgereicht wurden. Nach gefühlten 2 Stunden und mehreren Aufforderungen erst am Samstag wieder zu kommen, schafften wir es doch zum Fensterchen und konnten unser anliegen schildern. Zu unserem Missvergnügen wurde uns eindeutig klargemacht, dass die Beantragung für das Visum einige Zeit in Anspruch nimmt und wir uns am übernächsten Samstag (in 9 Tagen), wieder melden sollen. Trotz unseres Verhandlungsgeschick und unmoralischen Geldofferten war nichts zu erreichen und wir zottelten frustriert in Richtung Internetkaffee ab.
In Internet recherchieren wir, ob doch etwas zu machen wäre, um das Visum schnell zu bekommen. Dabei stiessen wir auf einen Herrn Namens Vali, der solchen gestrandeten Touristen Hilfe anbietet. Dies sollte einerseits zu einem Segen werden, andererseits …
In Vali’s Non Smoking Homestay
Als wir diesen Namen im Internet entdeckten beschlossen wir diesen Herrn, welcher auch im Lonley Planet in einem guten Licht dargestellt wird, aufzusuchen. Dies gelang uns auch sehr schnell, da wir inzwischen sehr geübte Grosstädter sind. Angekommen in Vali’s Non Smoking Homestay wurden wir gleich von einem kurligen, hyperaktiven Teppichhändler zum Tee eingeladen, ohne zu fragen was überhaupt unser Anliegen ist. Bevor wir nun unser Problem mit dem Visa schildern konnten, hatten wir schon für die erst Übernachtung gebucht, denn dieser Vali ist ein äusserst geschickter Verkäufer. Im Gespräch mit ihm stellte sich indes auch heraus, dass wir schon am Dienstag unser Visum mit etwas Glück abholen können und er uns in der Zwischenzeit alles Sehenswerte der Stadt und Umgebung zeigen würden. Wobei wir immer bei ihm wohnen können und auch jeden Abend gut iranisch verköstigt werden. Dies erschien uns als gute Übergangslösung, da wir so näheres über die iranische Kultur erfahren können und zu studentengerechten Preisen leben konnten.
 

Ausflug nach Kang
Am nächsten Tag stand die Besichtigung des 50 km westlich von Mashhad liegenden Dörfchens Kang auf dem Programm. Vali betonte diesen Ausflug immer wieder als: „The most impressive trip on your whole journey“. Er war auch unser Tourguide mit seinem gewissen Flair zur Übertreibung. Das Dörfchen selber (angeblich 15‘000 Einwohner) stellte sich als sehr altertümlich jedoch wunderschön heraus. Es wurde direkt in einen steilen Hügel hinein gebaut und sah sehr imposant aus vom der gegenüberliegenden Erhebung. Wir erklimmten bei der Besichtigung mehrere umliegende Hügel auf halsbrecherischen Pfaden, wobei meistens nicht einmal mehr vom Pfaden die Rede sein konnte. Diese sportliche Abwechslung tat uns allen jedoch gut, nach fast 3 wöchiger Fahrt ohne ausreichende Bewegung. Im Dörfchen selber konnten wir den Bewohnern bei der Arbeit zusehen, die meisten waren mit der Trocknung von Baumnüssen beschäftigt, wodurch wir auch immer reich beschenkt wurden. Das Highlight war jedoch der Besuch bei einer Familie mit neugeborenen Zwillingen. Da bekamen wir zu Beginn einen exklusiven Kirschsirup der sehr lecker schmeckte, sowie verschiedene Früchte als Imbiss. Anschliessend gab es noch Tee, der hierzulande als „Tschaii“ bezeichnet wird.
Nach dem Besuch in Kang galt es in das nächste Tal zu gelangen, wobei wir auf einem zweistündigen Fussmarsch einen weiteren Hügel erklimmen mussten. Angekommen auf der anderen Seite gelangten wir per Anhalter zu einem Restaurant, indem das Abendessen auf uns wartete. Dabei kam es zu einem nächsten lustigen Ereigniss. Der einzige, der unsere siebenköpfige Gruppe mitnehmen wollte, hatte einen gewöhnlichen uralten Paykan, der hierzulande allzu oft vorkommt. Anzumerken ist dabei, dass dieser Wagen nicht mehr Platz bietet als ein Nissan Micra J. Wir schafften es trotzdem die gesamte Gruppe darin unterzubringen und ins 10 km entfernte Dorf zu fahren. Nun fragt man sich sicher wie das so geht, es ist sehr einfach: 4 auf der Rückbank, 2 auf dem Beifahrersitz und 2 auf dem Fahrersitz. Der Fahrer bewies dabei auch, dass dabei das fahren genauso gut geht wie zu fünft. Denn er konnte die Hupe mehr als 10 mal während der Fahrt benutzen, was allgemein als sehr gutes Zeichen zu interpretieren ist.





Weitere Tage bei Vali
Um die Zeit bis Dienstag tot zu schlagen, machten wir mehrere kleine Ausflüge in ganz Mashhad. Dabei war das „House of Malek“ ein sehr eindrücklicher Ort. Dort wurden die verschiedensten iranischen Kunsthandwerke ausgestellt und gleich vorgeführt. Es wurde getöpfert, gelötet, gemalt, Seide bedruckt und feinste persische Teppiche geknüpft.
Weiter besuchten wir einen Teppich- und Nomadenschätzebasar und eine Teppich Wäscherei, denn in Mashhad verkehren neben den vielen Gläubigen auch viele Nomaden, welche ihre Waren hier unters Volk bringen.
Es muss noch erwähnt werden, dass das Homestay von Vali auch gerade so gut ein Teppichlager gewesen sein könnte. Man sass, ass und schlief auf Teppichen, diskutierte Stunden unfreiwillig über sie und konnte den Verkaufsgeschick unseres Gastgebers kaum widerstehen. Nicht selten verirrte sich auch eine Teppichfaser in die Suppe.
Rückblickend auf diesen Wochenaufenthalt in Mashhad kann gesagt werden, dass wir die Zeit gut nutzen konnten um uns etwas zu erholen, dass wir vieles über die die iranische Kultur lernten und dass wir aufgrund den vielen Kontakten mit anderen Gästen in Vali’s Homestay nun besser gerüstet sind für die Weiterreise, in die für uns noch völlig unbekannten Länder. Zudem erfuhren wir, dass der Pamir Highway noch bis Anfangs November geöffnet ist und wir ihn daher auch passieren können. Hoffentlich.
Das Visum erhielten wir dann natürlich nicht wie erhofft am Dienstag, sondern erst am Mittwoch. Dies war aber immer noch 3 Tage früher als zuerst angekündigt.
Nach dem wir uns zur Feier einen exklusiven Bananendrink gönnten, wurde die Weiterreise geplant und vorbereitet. Darunter auch ein Schaumbad für unseren treuen Weggefährten.
So, ab nach Turkmenistan. Nächstes Blog Update ungewiss.