Mittwoch, 5. Oktober 2011

Mashhad

Teheran – Mashhad
Im Gebiet zwischen Teheran und Mashhad war nicht viel los. Der städtische Verkehr nahm ab und das erst mit Blöcken und Häusern übersäte Land wurde immer karger und verlassener, bis wir schliesslich in die Wüstengebiete Dasht-e Kavir kamen, in denen so weit das Auge reichte einfach nichts zu sehen war. Wir fuhren entlang des Elbrutz-Gebirges und beobachteten aus dem klimatisierten Auto, wie in der Ferne heisse Luft auf dem ausgedörrten Wüstenboden flimmert. Wir entschieden uns, diese Strecke möglichst schnell zu bewältigen, damit wir bald unser turkmenisches Visum in die Finger kriegen, aber dem sollte nicht so sein.
 
Mashhad
Noch am selben Tag fuhren wir in Mashhad ein und fanden auch tiptop unser erstklassiges Hotel, eine heruntergekommene Bruchbude, mit Betten so hart wie Holzbretter und Kaltwasserdusche. Der Preis war jedoch der Qualität angemessen und so entschieden wir uns eine Nacht zu bleiben. Alles schien nach unseren Plänen zu funktionieren. Wir besuchten und bestaunten die heilige Grabstätte des Imam Reza. Auf einer Fläche von ca. 1 Quadratkilometer sind zusammenhängende, mit Mosaik überzogene Moscheen, verschiedene riesige Plätze belegt mit Marmorstein und im Zentrum die imposante Grabstätte des Imam Reza. Welche auch als eine der grössten muslimischen Pilgerorte gilt, wie wir auch unschwer erkennen konnten anhand des riesigen Pilgerstroms der sich durch das Heiligtum wälzte. Soweit lief alles wie geschmiert.
 
Kampf ums Visum
Am nächsten Morgen, es war Donnerstag, gingen wir viel zu früh zum turkmenischen Konsulat. Wir waren die ersten, und so warteten wir bis irgendetwas geschehen sollte. Es kamen immer mehr Leute als um 9 Uhr ein winziges Fensterchen geöffnet wurde, durch das alle Transaktionen vollzogen werden. Leider mussten wir feststellen, dass jeweils Donnerstag das Konsulat für Lastwagenchauffeure reserviert ist, wodurch wir schnell nach hinten durchgereicht wurden. Nach gefühlten 2 Stunden und mehreren Aufforderungen erst am Samstag wieder zu kommen, schafften wir es doch zum Fensterchen und konnten unser anliegen schildern. Zu unserem Missvergnügen wurde uns eindeutig klargemacht, dass die Beantragung für das Visum einige Zeit in Anspruch nimmt und wir uns am übernächsten Samstag (in 9 Tagen), wieder melden sollen. Trotz unseres Verhandlungsgeschick und unmoralischen Geldofferten war nichts zu erreichen und wir zottelten frustriert in Richtung Internetkaffee ab.
In Internet recherchieren wir, ob doch etwas zu machen wäre, um das Visum schnell zu bekommen. Dabei stiessen wir auf einen Herrn Namens Vali, der solchen gestrandeten Touristen Hilfe anbietet. Dies sollte einerseits zu einem Segen werden, andererseits …
In Vali’s Non Smoking Homestay
Als wir diesen Namen im Internet entdeckten beschlossen wir diesen Herrn, welcher auch im Lonley Planet in einem guten Licht dargestellt wird, aufzusuchen. Dies gelang uns auch sehr schnell, da wir inzwischen sehr geübte Grosstädter sind. Angekommen in Vali’s Non Smoking Homestay wurden wir gleich von einem kurligen, hyperaktiven Teppichhändler zum Tee eingeladen, ohne zu fragen was überhaupt unser Anliegen ist. Bevor wir nun unser Problem mit dem Visa schildern konnten, hatten wir schon für die erst Ãœbernachtung gebucht, denn dieser Vali ist ein äusserst geschickter Verkäufer. Im Gespräch mit ihm stellte sich indes auch heraus, dass wir schon am Dienstag unser Visum mit etwas Glück abholen können und er uns in der Zwischenzeit alles Sehenswerte der Stadt und Umgebung zeigen würden. Wobei wir immer bei ihm wohnen können und auch jeden Abend gut iranisch verköstigt werden. Dies erschien uns als gute Ãœbergangslösung, da wir so näheres über die iranische Kultur erfahren können und zu studentengerechten Preisen leben konnten.
 

Ausflug nach Kang
Am nächsten Tag stand die Besichtigung des 50 km westlich von Mashhad liegenden Dörfchens Kang auf dem Programm. Vali betonte diesen Ausflug immer wieder als: „The most impressive trip on your whole journey“. Er war auch unser Tourguide mit seinem gewissen Flair zur Ãœbertreibung. Das Dörfchen selber (angeblich 15‘000 Einwohner) stellte sich als sehr altertümlich jedoch wunderschön heraus. Es wurde direkt in einen steilen Hügel hinein gebaut und sah sehr imposant aus vom der gegenüberliegenden Erhebung. Wir erklimmten bei der Besichtigung mehrere umliegende Hügel auf halsbrecherischen Pfaden, wobei meistens nicht einmal mehr vom Pfaden die Rede sein konnte. Diese sportliche Abwechslung tat uns allen jedoch gut, nach fast 3 wöchiger Fahrt ohne ausreichende Bewegung. Im Dörfchen selber konnten wir den Bewohnern bei der Arbeit zusehen, die meisten waren mit der Trocknung von Baumnüssen beschäftigt, wodurch wir auch immer reich beschenkt wurden. Das Highlight war jedoch der Besuch bei einer Familie mit neugeborenen Zwillingen. Da bekamen wir zu Beginn einen exklusiven Kirschsirup der sehr lecker schmeckte, sowie verschiedene Früchte als Imbiss. Anschliessend gab es noch Tee, der hierzulande als „Tschaii“ bezeichnet wird.
Nach dem Besuch in Kang galt es in das nächste Tal zu gelangen, wobei wir auf einem zweistündigen Fussmarsch einen weiteren Hügel erklimmen mussten. Angekommen auf der anderen Seite gelangten wir per Anhalter zu einem Restaurant, indem das Abendessen auf uns wartete. Dabei kam es zu einem nächsten lustigen Ereigniss. Der einzige, der unsere siebenköpfige Gruppe mitnehmen wollte, hatte einen gewöhnlichen uralten Paykan, der hierzulande allzu oft vorkommt. Anzumerken ist dabei, dass dieser Wagen nicht mehr Platz bietet als ein Nissan Micra J. Wir schafften es trotzdem die gesamte Gruppe darin unterzubringen und ins 10 km entfernte Dorf zu fahren. Nun fragt man sich sicher wie das so geht, es ist sehr einfach: 4 auf der Rückbank, 2 auf dem Beifahrersitz und 2 auf dem Fahrersitz. Der Fahrer bewies dabei auch, dass dabei das fahren genauso gut geht wie zu fünft. Denn er konnte die Hupe mehr als 10 mal während der Fahrt benutzen, was allgemein als sehr gutes Zeichen zu interpretieren ist.





Weitere Tage bei Vali
Um die Zeit bis Dienstag tot zu schlagen, machten wir mehrere kleine Ausflüge in ganz Mashhad. Dabei war das „House of Malek“ ein sehr eindrücklicher Ort. Dort wurden die verschiedensten iranischen Kunsthandwerke ausgestellt und gleich vorgeführt. Es wurde getöpfert, gelötet, gemalt, Seide bedruckt und feinste persische Teppiche geknüpft.
Weiter besuchten wir einen Teppich- und Nomadenschätzebasar und eine Teppich Wäscherei, denn in Mashhad verkehren neben den vielen Gläubigen auch viele Nomaden, welche ihre Waren hier unters Volk bringen.
Es muss noch erwähnt werden, dass das Homestay von Vali auch gerade so gut ein Teppichlager gewesen sein könnte. Man sass, ass und schlief auf Teppichen, diskutierte Stunden unfreiwillig über sie und konnte den Verkaufsgeschick unseres Gastgebers kaum widerstehen. Nicht selten verirrte sich auch eine Teppichfaser in die Suppe.
Rückblickend auf diesen Wochenaufenthalt in Mashhad kann gesagt werden, dass wir die Zeit gut nutzen konnten um uns etwas zu erholen, dass wir vieles über die die iranische Kultur lernten und dass wir aufgrund den vielen Kontakten mit anderen Gästen in Vali’s Homestay nun besser gerüstet sind für die Weiterreise, in die für uns noch völlig unbekannten Länder. Zudem erfuhren wir, dass der Pamir Highway noch bis Anfangs November geöffnet ist und wir ihn daher auch passieren können. Hoffentlich.
Das Visum erhielten wir dann natürlich nicht wie erhofft am Dienstag, sondern erst am Mittwoch. Dies war aber immer noch 3 Tage früher als zuerst angekündigt.
Nach dem wir uns zur Feier einen exklusiven Bananendrink gönnten, wurde die Weiterreise geplant und vorbereitet. Darunter auch ein Schaumbad für unseren treuen Weggefährten.
So, ab nach Turkmenistan. Nächstes Blog Update ungewiss.











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