Teheran –
Mashhad
Im Gebiet
zwischen Teheran und Mashhad war nicht viel los. Der städtische Verkehr nahm ab
und das erst mit Blöcken und Häusern übersäte Land wurde immer karger und
verlassener, bis wir schliesslich in die Wüstengebiete Dasht-e Kavir kamen, in
denen so weit das Auge reichte einfach nichts zu sehen war. Wir fuhren entlang
des Elbrutz-Gebirges und beobachteten aus dem klimatisierten Auto, wie in der
Ferne heisse Luft auf dem ausgedörrten Wüstenboden flimmert. Wir entschieden
uns, diese Strecke möglichst schnell zu bewältigen, damit wir bald unser turkmenisches
Visum in die Finger kriegen, aber dem sollte nicht so sein.
Mashhad
Noch am
selben Tag fuhren wir in Mashhad ein und fanden auch tiptop unser erstklassiges
Hotel, eine heruntergekommene Bruchbude, mit Betten so hart wie Holzbretter und
Kaltwasserdusche. Der Preis war jedoch der Qualität angemessen und so
entschieden wir uns eine Nacht zu bleiben. Alles schien nach unseren Plänen zu
funktionieren. Wir besuchten und bestaunten die heilige Grabstätte des Imam
Reza. Auf einer Fläche von ca. 1 Quadratkilometer sind zusammenhängende, mit
Mosaik überzogene Moscheen, verschiedene riesige Plätze belegt mit Marmorstein
und im Zentrum die imposante Grabstätte des Imam Reza. Welche auch als eine der
grössten muslimischen Pilgerorte gilt, wie wir auch unschwer erkennen konnten
anhand des riesigen Pilgerstroms der sich durch das Heiligtum wälzte. Soweit
lief alles wie geschmiert.
Kampf ums
Visum
Am nächsten
Morgen, es war Donnerstag, gingen wir viel zu früh zum turkmenischen Konsulat.
Wir waren die ersten, und so warteten wir bis irgendetwas geschehen sollte. Es
kamen immer mehr Leute als um 9 Uhr ein winziges Fensterchen geöffnet wurde,
durch das alle Transaktionen vollzogen werden. Leider mussten wir feststellen,
dass jeweils Donnerstag das Konsulat für Lastwagenchauffeure reserviert ist,
wodurch wir schnell nach hinten durchgereicht wurden. Nach gefühlten 2 Stunden und
mehreren Aufforderungen erst am Samstag wieder zu kommen, schafften wir es doch
zum Fensterchen und konnten unser anliegen schildern. Zu unserem Missvergnügen wurde
uns eindeutig klargemacht, dass die Beantragung für das Visum einige Zeit in Anspruch
nimmt und wir uns am übernächsten Samstag (in 9 Tagen), wieder melden sollen.
Trotz unseres Verhandlungsgeschick und unmoralischen Geldofferten war nichts zu
erreichen und wir zottelten frustriert in Richtung Internetkaffee ab.
In Internet
recherchieren wir, ob doch etwas zu machen wäre, um das Visum schnell zu
bekommen. Dabei stiessen wir auf einen Herrn Namens Vali, der solchen
gestrandeten Touristen Hilfe anbietet. Dies sollte einerseits zu einem Segen
werden, andererseits …
In Vali’s Non
Smoking Homestay
Als wir diesen
Namen im Internet entdeckten beschlossen wir diesen Herrn, welcher auch im
Lonley Planet in einem guten Licht dargestellt wird, aufzusuchen. Dies gelang
uns auch sehr schnell, da wir inzwischen sehr geübte Grosstädter sind.
Angekommen in Vali’s Non Smoking Homestay wurden wir gleich von einem kurligen,
hyperaktiven Teppichhändler zum Tee eingeladen, ohne zu fragen was überhaupt
unser Anliegen ist. Bevor wir nun unser Problem mit dem Visa schildern konnten,
hatten wir schon für die erst Übernachtung gebucht, denn dieser Vali ist ein
äusserst geschickter Verkäufer. Im Gespräch mit ihm stellte sich indes auch
heraus, dass wir schon am Dienstag unser Visum mit etwas Glück abholen können
und er uns in der Zwischenzeit alles Sehenswerte der Stadt und Umgebung zeigen
würden. Wobei wir immer bei ihm wohnen können und auch jeden Abend gut iranisch
verköstigt werden. Dies erschien uns als gute Übergangslösung, da wir so
näheres über die iranische Kultur erfahren können und zu studentengerechten Preisen
leben konnten.
Ausflug
nach Kang
Am nächsten
Tag stand die Besichtigung des 50 km westlich von Mashhad liegenden Dörfchens Kang
auf dem Programm. Vali betonte diesen Ausflug immer wieder als: „The most impressive trip on your
whole journey“. Er war
auch unser Tourguide mit seinem gewissen Flair zur Übertreibung. Das Dörfchen
selber (angeblich 15‘000 Einwohner) stellte sich als sehr altertümlich jedoch
wunderschön heraus. Es wurde direkt in einen steilen Hügel hinein gebaut und
sah sehr imposant aus vom der gegenüberliegenden Erhebung. Wir erklimmten bei
der Besichtigung mehrere umliegende Hügel auf halsbrecherischen Pfaden, wobei
meistens nicht einmal mehr vom Pfaden die Rede sein konnte. Diese sportliche
Abwechslung tat uns allen jedoch gut, nach fast 3 wöchiger Fahrt ohne
ausreichende Bewegung. Im Dörfchen selber konnten wir den Bewohnern bei der
Arbeit zusehen, die meisten waren mit der Trocknung von Baumnüssen beschäftigt,
wodurch wir auch immer reich beschenkt wurden. Das Highlight war jedoch der
Besuch bei einer Familie mit neugeborenen Zwillingen. Da bekamen wir zu Beginn
einen exklusiven Kirschsirup der sehr lecker schmeckte, sowie verschiedene
Früchte als Imbiss. Anschliessend gab es noch Tee, der hierzulande als „Tschaii“
bezeichnet wird.
Nach dem Besuch
in Kang galt es in das nächste Tal zu gelangen, wobei wir auf einem zweistündigen
Fussmarsch einen weiteren Hügel erklimmen mussten. Angekommen auf der anderen Seite
gelangten wir per Anhalter zu einem Restaurant, indem das Abendessen auf uns
wartete. Dabei kam es zu einem nächsten lustigen Ereigniss. Der einzige, der unsere
siebenköpfige Gruppe mitnehmen wollte, hatte einen gewöhnlichen uralten Paykan,
der hierzulande allzu oft vorkommt. Anzumerken ist dabei, dass dieser Wagen nicht
mehr Platz bietet als ein Nissan Micra J. Wir schafften es trotzdem die
gesamte Gruppe darin unterzubringen und ins 10 km entfernte Dorf zu fahren. Nun
fragt man sich sicher wie das so geht, es ist sehr einfach: 4 auf der Rückbank,
2 auf dem Beifahrersitz und 2 auf dem Fahrersitz. Der Fahrer bewies dabei auch,
dass dabei das fahren genauso gut geht wie zu fünft. Denn er konnte die Hupe
mehr als 10 mal während der Fahrt benutzen, was allgemein als sehr gutes
Zeichen zu interpretieren ist.
Weitere Tage
bei Vali
Um die Zeit
bis Dienstag tot zu schlagen, machten wir mehrere kleine Ausflüge in ganz
Mashhad. Dabei war das „House of Malek“ ein sehr eindrücklicher Ort. Dort
wurden die verschiedensten iranischen Kunsthandwerke ausgestellt und gleich vorgeführt.
Es wurde getöpfert, gelötet, gemalt, Seide bedruckt und feinste persische
Teppiche geknüpft.
Weiter
besuchten wir einen Teppich- und Nomadenschätzebasar und eine Teppich Wäscherei,
denn in Mashhad verkehren neben den vielen Gläubigen auch viele Nomaden, welche
ihre Waren hier unters Volk bringen.
Es muss noch
erwähnt werden, dass das Homestay von Vali auch gerade so gut ein Teppichlager
gewesen sein könnte. Man sass, ass und schlief auf Teppichen, diskutierte Stunden
unfreiwillig über sie und konnte den Verkaufsgeschick unseres Gastgebers kaum
widerstehen. Nicht selten verirrte sich auch eine Teppichfaser in die Suppe.
Rückblickend
auf diesen Wochenaufenthalt in Mashhad kann gesagt werden, dass wir die Zeit
gut nutzen konnten um uns etwas zu erholen, dass wir vieles über die die iranische
Kultur lernten und dass wir aufgrund den vielen Kontakten mit anderen Gästen in
Vali’s Homestay nun besser gerüstet sind für die Weiterreise, in die für uns
noch völlig unbekannten Länder. Zudem erfuhren wir, dass der Pamir Highway noch
bis Anfangs November geöffnet ist und wir ihn daher auch passieren können.
Hoffentlich.
Das Visum
erhielten wir dann natürlich nicht wie erhofft am Dienstag, sondern erst am
Mittwoch. Dies war aber immer noch 3 Tage früher als zuerst angekündigt.
Nach dem
wir uns zur Feier einen exklusiven Bananendrink gönnten, wurde die Weiterreise
geplant und vorbereitet. Darunter auch ein Schaumbad für unseren treuen
Weggefährten.
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