Turkmenistan
Nach dem
obligaten iranischen Abschiedskuss unseres Gastgebers Vali fuhren wir los
Richtung turkmenischer Grenze. Da der Weg trotz unserer neuer Reiselust,
geschürt durch eine Woche herumsitzen recht lang war, campierten wir neben
riesigen Feldern. Als sich die Sonne verabschiedete, fiel das Quecksilber auf
den Gefrierpunkt. Schnell wurde das gemütliche Beisammensein in das Wageninnere
verlegt, wo schnell ein Kino mit Köbis Laptop eingerichtet wurde. Die in der
Dunkelheit vorbeiziehenden Schafhirten waren ein wenig irritiert durch den
Lärm, der aus dem komisch parkierten Auto drang. Denn durch die Stereoanlage
des Previas hatte man ein DolbySurround Effekt, der seinesgleichen sucht.
Am nächsten
Morgen besuchte uns sogleich ein älterer Hirte und brachte ein ziemlich streng
nach Schaf riechendes Brot vorbei. Wir gaben ihm ein Balisto, der ihm
vorzüglich mundete.
Über Berg
und Tal brausten wir gen turkmenischen Zoll. Nach ein wenig hin und her mit dem
iranischen Zoll-Clown wurden wir relativ zügig zu den Turkmenen geschickt.
Zuerst durften wir ohne viel zu Fragen schnell mal 42$ entrichten. Da sich
Christian als Fahrer des Ungetüms zu erkennen gab, wurde er von der restlichen
Bande getrennt und fand sich in einem Spiessrutenlauf sondergleichen wieder.
Nach 6 verschiedenen Büros, ein Besuch bei einer ominösen Bank die weitere 113$
verlangte, einem Sack voll Quittungen und Dokumenten und einer
Videoaufzeichnung von Fahrer und Maschine war zumindest er erlöst. Weitere
eineinhalb Stunden später wurde die Aufmerksamkeit auf die anderen Insassen
gelenkt und nach einer gründlichen Durchsuchung, ebenfalls in Turkmenistan
willkommen geheissen.
Nach einer
Stunde Fahrt trauten wir unseren Augen kaum. Kulturschock oder wie man so etwas
nennt. Denn nach dem eher verschmutzten, lärmigen und mit Menschen
vollgestopften Iran fanden wir uns in einer Welt aus weissem Marmor, pompösen
Springbrunnen und fast leeren aber perfekten Strassen wieder. Ashgabat, Hauptstadt
und so etwas wie eine Häuserausstellung. Auch dass alle Frauen wieder
unverhüllt durch die Strassen zogen, entging unserem geschulten Auge nicht;-).
Statt wie gewohnt am Bazar deckten wir uns wieder
einmal in einem Einkaufszentrum mit Lebensmitteln ein, um für die Tour in die
Wüste gerüstet zu sein. Denn das nächste Ziel war das legendäre „Door to Hell“,
ein seit 40 Jahren brennender Gaskrater. Der liegt jedoch 260km nördlich von
Ashgabat mitten in der Wüste und da wir dieses Naturspektakel noch am selben
Abend bestaunen wollten, hiess es Vollgas nach Norden. Da die Strasse teilweise
fies versteckte Löcher aufweiste, wurde die Fahrt relativ ungemütlich. Da auch
noch eine Polizeikontrolle aus versehen missachtet wurde und die Konsequenzen
ungewiss waren, drückte dies ein wenig auf die Stimmung. Dies sollte aber ohne
jegliche Folgen für uns enden. Zum Glück, denn die Polizei ist hier an jedem
Ecken präsent.
Auf der Suche nach diesem ominösen Gaskrater landeten
wir zufällig bei Gasarbeitern, die sich anerboten, uns für ein kleines Entgelt mit
Ihrem monströsen Gelände-LKW zum besagten Ort zu bringen. Als sich
herausstellte, dass wir mit unserem nicht weniger monströsen aber an doch
mangelender Bodenfreiheit leidenden Gefährt unser Ziel selbst nicht erreichen
können, gingen wir auf deren Angebot ein.
Da es schon dunkel war, erspähten wir das den
Nachthimmel erhellende Höllentor schon aus geraumer Entfernung. Dort
angekommen, boten uns die unzähligen Flammen ein spektakuläres Schauspiel.
Heisse Luft peitschte je nach Wind ins Gesicht und vom Geruch her meinte man,
neben einem riesigen Gasgrill zu stehen. Ein einmaliges Erlebnis.
Zurück bei den Gasmännern wurden wir noch auf
Abendessen, Tee und Wodka eingeladen. Mit einem Bilderwörterbuch
Russisch-Deutsch und allen möglichen Zeichen verständigten wir uns und
verbrachten so noch einen äusserst amüsanten Abend. Wir bestaunten den
aktuellen Gaskalender und Bilder des hiesigen Präsidenten.
Um die Woche bei Vali zu kompensieren
versuchten wir, zügig nach Usbekistan zu gelangen. Leider verschlechterte sich
der Strassenzustand dramatisch. Durch die Spurrinnen der vielen Lastwagen und
fiesen Schlaglöchern musste sich der jeweilige Fahrer zwischen durchschlagender
Federung oder aufsetzen der Ölwanne entscheiden. Manchmal blieb einem die Wahl
aber auch erspart, da alles auf einmal auf unseren mittlerweile so lieb
gewonnen Previa einschlug. Apropos Previa, Turkmenistan ist absolutes Toyota
und auch Previa Land.
Positiv ist aber vom Benzinpreis zu berichten,
der mit etwa 20 Rappen pro Liter zu Buche schlägt-theoretisch- denn wir
bezahlten immer um die 10$, egal ob 30, 50 oder 60 Liter. Alle ein bisschen
Gauner, wie am Zoll. Lustigerweise ist es gesetzlich verboten, Kanister an den
Tankstellen zu füllen. Zum Glück hatten wir vom Iran noch 40 Liter dabei, von
denen wir des Öfteren mitten in der Wüste Gebrauch machen mussten.
Uzbekistan
Nach drei Tagen erreichten wir den usbekischen
Zoll, der viel versteckter nicht hätte sein können. Nach fast feldwegartigen
Strassen fanden wir uns vor unzähligen Lastwagen und Menschen wieder, die alle
über die Grenze wollten. Wir wurden freundlicherweise nach vorne durchgelassen
und durften uns auch in der Schalterhalle unbeschwert vordrängeln. Da die
Beamten besorgt waren, wir würden turkmenische Teppiche im grossen Stil ausser
Landes schaffen, mussten unser Gepäck noch mühsam ausladen und röntgen lassen.
Mit ein paar freundlichen Gesichtern unsererseits konnten wir uns gekonnt aus der
Affäre ziehen. Auf der usbekischen Seite etwa dasselbe, ausser dass all unser
Hab und Gut zu deklarieren war, verlief die Sache relativ zügig. Hier wurde
doch das einte oder andere Kopfschütteln der anderen anstehenden Leute
eingeheimst, die unsere neu erworbene Technik des aktiven Anstehens nicht
goutierten.
In Buchara besuchten wir eine alte Festung, bei
dem wir wiedermal auf andere Touristen stiessen. Da auf dem Schwarzmarkt ein
viel besserer Kurs als auf der Bank geboten wird, nahmen wir sogleich die
Gelegenheit war, an einem Souvenirshops Geld zu wechseln.
Die Möglichkeit, die vielen Noten für Benzin zu
tauschen, blieb uns jedoch verwehrt. Einerseits schien es so, dass alles
Usbeken Gasautos fuhren und andererseits kann man sonntags erst ab 20Uhr den
rationierten Treibstoff kaufen.
Deswegen machten wir für einmal früher Halt.
Vorher besorgten wir uns noch 1.50Franken Wodka und Bier und ein
Einheimischer schenkte uns sogar noch eine 15kg Wassermelone. Durch die
vorangegangenen zwei Wochen Abstinenz im Iran wagten wir uns noch eher zaghaft
an den Alkohol.
In den usbekischen Bergen trafen wir auf einen
belgischen Velofahrer, der bis anhin etwa dieselbe Strecke wie wir hinter sich
hatte. Sein ambitiöses Ziel ist, bis nach Australien zu fahren. Richtig
beeindruckend war aber, dass er erst 18 Jahre alt ist. Nach dem wir mit ihm ein
Granatapfel geteilt hatten, machten wir uns auf weiter Richtung Tadjikistan. Im
Grenzgebiet campierten wir in einer, nach unserer Ansicht, menschenleerer
Schlucht. Zwei Minuten nach unserem Halt tauchte aber schon ein freundlich
dreinschauender Bauer auf, der uns sogleich zu sich nach Hause einlud. Wir
kochten mit einer äusserst komischen Milch Spaghetti Carbonara die fast allen
vorzüglich mundete. Als auch ein paar seiner Söhne auftauchten, folgten wir
Ihnen über eine abenteuerliche Hängebrücke aus Alteisen und dann einen Berg
hinauf zu ihrem Haus. Dort erwarteten uns eine Horde Menschen, Töchter, weitere
Söhne, Enkel, Mutter, Frau und Schwiegertöchter des Bauern. Wir alle sassen im
Kreis und wurden von den vielen Augen beobachtet, wie wir Tee und Brot zu uns
nahmen. Trotz den sprachlichen Schwierigkeiten hatten wir ein lustiges
Gespräch. Es waren sehr herzliche Menschen, die uns immer wieder aufforderten,
doch bei ihnen zu übernachten. Da wir aber nachts lieber wieder in der Nähe
unserer Kutsche sind und uns auch nicht im entferntesten vorstellen konnten, wo
wir in diesem Haus noch Platz finden würden, lehnten wir dankend ab.
Tadjikistan
Der Grenzübertritt zu Tadjikistan gestaltete
sich unkompliziert, da wir die Ersten waren. Die Beamten stellten erst gerade
ihre Stühle auf und waren noch relativ entspannt. Auch den Wodkaflaschen, die
in einer Kiste auf den sterilen Spritzen und Medikamenten lagen, wurde nur
wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
In Dushanbe angekommen, erkundigten wir uns im
Hotel Tadjikistan nach den Zimmerpreisen, da eine warme Dusche wiedermal
erwünscht war. Da aber 150$ pro Nase unser Budget doch um einiges sprengen
würde, suchten wir ein Internetcafé auf um ein Homestay aufzuspüren. Schnell
war etwas Passendes gefunden für ein Zehntel des Preises. In dem Haus lebte
eine Familie mit zwei Töchtern, die für uns ihr Zimmer räumen mussten. Nach dem
der gröbste Dreck von uns abgespült war, ging’s um die Ecke in eine tadjikische
Beiz. Zum Glück war der englisch sprechende Sohn des Chefs zugegen und nahm
gekonnt unsere Bestellung auf. Also er sagte, er bringe uns was. Das Essen war
an sich super, da es aber relativ schnell und lauwarm serviert wurde, kamen
aber gewisse Zweifel auf, die sich in der Nacht noch bestätigen sollten.
Zuerst erkundeten wir noch die Stadt mit ihren
vielen Polizisten und protzigen Springbrunnen, Denkmälern und
Regierungsgebäuden. Als das Auge gesättigt war, fanden wir zugleich eine kleine
Bar, in der wir uns ein paar Starkbier und Marco einen standesgemässen White
Russian genehmigte.
Gut gelaunt und eher lärmig betraten wir zu
später Stunde unser Guesthouse, wo wir die ganze Familie weckten, da alle im
Wohnzimmer schliefen. Aber sie sollten noch einige male in dieser Nacht
aufwachen, da das WC wegen vorher besagtem, ominösen Abendessen doch
frequentiert benutzt wurde.
Mit komischen Bauch und Kopf fuhren wir dann
los auf den Pamir Highway. Bei jeder Polizeikontrolle erzählten wir von unserer
super Kühlbox (danke Manu!!) und die Beamten wahrscheinlich etwas von
SchmiergeldJ.
Bei einem am Strassenrand parkierten Tankwagen
konnten noch unser Benzinlager per Kessel und Trichter aufgefüllt werden.
Die Landschaft verwandelte sich in eine
wunderschöne Bergwelt mit einer zuweilen fast perfekten Strasse.
Unser treues Reisegefährt zeigte nun leider
erste Schwächen bezüglich der Vorderreifen. Das Profil wurde an beiden
Innenseiten regelrecht abgeraffelt. Hier hatte die turkmenische Rüttelpiste
ihre Opfer gefordert, denn beide Federbeine an der Vorderachse wurden nach
innen gebogen, so dass wir nun mit einem Formel1 Radsturz durch die Gegend
düsen. Auch mehrmaliges anpassen der Spur konnte dem immensen Pneuverschleiss
nur bedingt Einhalt gebieten. Mehr dazu noch später.
Pamir Highway
Auf einmal endete die ach so gute Strasse und
das Terrain wechselte zwischen Steinfeld, Kiesgrube, Schlammpiste, Feldweg und
einer Mischung aus abgebrochenen Teerstücken und Dreck. Es sollte die bis jetzt
härteste Prüfung für Mensch und Maschine werden.
Die, nennen wir sie der Einfachheit halber
trotzdem Strasse, führte entlang einer Hügelkette immer weiter in die Höhe. Links
Berg, rechts Schlucht. Stutzig machte uns immer mehr, dass nur noch Lastwagen
oder gewaltige Geländewagen uns entgegen kamen oder hupend überholten. Auch
einige Schaf-und Geissenherden kamen uns entgegen
Teilweise mussten die Passagiere aussteigen, um
noch mehr Bodenfreiheit zu gewinnen oder auch den Weg Previa tauglich zu
präparieren.
Ein paarmal wurde unser Visum kontrolliert, da
es eine autonome Region ist. Ab und zu war ein Haus oder ein kleines Dorf zu
sehen mit ein paar Menschen und Eseln am Strassenrand, die immer freundlich
winkten.
Auch unser Vierradantrieb entpuppte sich als
äusserst hilfreich, wenn nicht gar unersetzlich. Das ständige klopfen und
schleifen des Untergrundes gegen unseren Unterfahrschutz konnte auch mit noch
so einer behänder Fahrweise nicht vermieden werden. Ungläubig, dass mit unserem
Auto noch alles in Ordnung sein solle, deuteten die Menschen in einem Dorf immer
wieder unter den Previa. Dies gipfelte bei einer Brückenauffahrt, bei der der
vordere Teil des Blechs komplett abgerissen wurde. Dieser Teil fährt nun auf
dem Dach weiter mit. Bei der Reparatur des hinteren Schutzes konnte auch gleich
ein Blick auf den tiefsten Punkt unseres Gefährts erheischt werden, der total
verbeulten Ölwanne.
Wenig später erfuhr ein Reifen die Folgen eines
doch allzu spitzen Steines und konnte durch die mittlerweile geschulte
Previa-Crew schnell ersetzt werden.
Nach einem Tag schlechten Wetters, einer
Bachdurchfahrt (Die meisten Brücken waren defekt und man musste durch den
Fluss) und Schänden des Toyotas erreichten wir den Fuss des ersten grossen
Passes mit 3252Meter höhe. Die Nacht wurde entsprechend kalt, doch dies sollte
noch lange nicht die kälteste sein.
Früh am Morgen machten wir uns auf, bei
stahlblauem Himmel die Höhe zu erklimmen. Wie schon am Vortag verlangte die
Steigung und das Gelände alles ab, wir wünschten uns oft noch kleinere Gänge
als der erste, ein Schnitt von 20km/h wurde knapp erreicht. Das Panorama
entschädigte aber für alles.
Nach zwei Stunden bergauf ging’s umso steiler
und rutschig wieder bergab, vorbei an steilen Felsklippen und Kühen, die
behände wie Gämsen durch den Fels kletterten, zum Dorf Kaleikhum.
Der Einheimische Tankwart staunte nicht
schlecht, als er begriff, dass wir es mit diesem Auto über den Pass schafften.
Ganz stolz waren wir.
Nun trennte uns nur noch ein Fluss von
Afghanistan. Baumi nahm per Handzeichen erfolgreich Kontakt zu den Afghanen
auf. Eine wunderschöne Gegend.
Da es keine anderen Strassen gab, machten wir
Halt gegenüber einem afghanischen Dorf, wo wir zusätzlich zur herrlichen
Abendstimmung noch von deren Minarett beschallt wurden.
Alle Stunde schaute eine Grenzwache vorbei uns
sagte nichts, ausser einer der nach etwas Wodka fragte, dachten wir. Doch er
nahm gleich die ganze Flasche mit. Naja, wir hofften, uns so wenn schon eine
sichere Nacht erkauft zu haben.
Die Strassen wurden tendenziell besser, aber
immer noch viele Löcher. Auch vielen chinesischen Lastwagen begegneten wir, uns
ist nicht klar, wie die es durch das teilweise äusserst unwegsame Gelände
schafften.
In Korog kauften wir auf dem Basar Lebensmittel
und ein grosse 22er Nuss mit Hebel, um später dem unvorteilhaften Radsturz
zuleibe zu rücken.
Ausserhalb Korog wiedermal eine Passkontrolle.
Es stellte sich heraus, dass der Polizist wegen unserer hohen Dachladung und
unseres angeblich unvollständigen Visa Geld möchte. Der letzte Schluck aus der Wodka-Flaschen
war zu wenig, doch mit einer vollen Flasche Wasser liess er sich schlussendlich
abwimmelnJ.
Beim nächsten Rastplatz neben einem eiskalten
Fluss nahmen wir erquickendes, aber äusserst kurzes Bad. Frisch belebt
versuchten wir mit dem neu erworbenen Werkzeug die Stossdämpferschrauben zu
lösen, doch das einzige was sich bewegte war das doch eher günstige,
chinesische Werkzeug. Schade! Lassen wir’s halt.
Nach Korog gings stetig bergauf, vorbei an
Alleen gesäumt mit goldigen und kupferfarbigen Laubbäumen. Die wenigen Leute
winkten uns freundlich zu. Als die Vegetation abnahm, bewegten uns gemächlich
auf den 4272m.ü.M. liegenden Pass zu. Es war aber nie ersichtlich, wann wir
wirklich ganz oben waren, weil wir uns stetig auf einem Hochplateau mit
Salzseen bewegten und umringt von 5000-7000er.
In Murgab wollte die Frau des Tankwarts uns zuerst
kein Benzin verkaufen, vermutlich weil Sonntag war. Doch auf einmal tauchte ihr
Mann auf und der Deal konnte stattfinden. Sogar Bleifrei mit 93 Oktan.
Die Leute am Strassenrand sahen immer mehr aus
wie Chinesen, die Grenze war auch nur noch wenige Kilometer entfernt.
Unser Lager schlugen wir in der Wüste auf 4000
Meter auf. Schnell wurde gekocht und um Erfrierungen zu vermeiden, die
Jassrunde im Auto bei laufendem Motor abgehalten. Die Temperatur nachts war
minus 15 Grad Celsius, was einen relativ ungemütlichen Schlaf nach sich zog.
-An
dieser Stelle ist einmal zu erwähnen, wie gut sich unser gesamter Autoumbau bis
jetzt bewährte. Die drehbaren Vordersitze sind in den kalten Regionen Gold
wert, die verschiebbare Rückbank in Kombination mit Köbis Luftmatratze lässt sich
in ein bequemes Bett umbauen, am Sonnenrollo ist die Gaslampe perfekt
aufzuhängen und auf dem Dachträger lässt sich alles sicher verstauen. Ausser an
Bodenfreiheit fehlt es an nichts.-
Durchgefroren nahmen wir den höchsten Pass
unserer Reise in Angriff, den Akbaytal auf 4655Meter. Parallel zur chinesischen
Grenze verlief die teilweise sehr üble Kiesstrasse mit tiefen Spurrillen über
den Pass. Die Höhe machte sich durch Kopfweh und schnelle Erschöpfung
bemerkbar. Aber kein Murren seitens unserer Maschine.
Die Abfahrt zur nächsten Hochebene war nicht
minder schlecht, doch es bot sich ein kolossaler Anblick von einer riesigen,
schneebedeckten Ebene mit einem riesigen, blauen See in der Mitte. Wir trafen
auf zwei holländische Radler, die seit einem halben Jahr unterwegs und bald am
Ziel sind.
Auf einem weiteren 4000er Pass war der
tadjikische Zoll, dann nach folgten 20km „No Mans Land“. Da folglich das Land
niemandem gehörte, war auch keiner dem Strassenbau zugeteilt. Es folgte eine
mühsame Talfahrt mit Furchen und weggeschwemmten Brücken.
Kirgistan
Dann endlich der ersehnte kirgisische Zoll.
Lustige Beamte spielten mit dem IPod, fragten nach Drogen und ob wir schwul
seien.
Im nächsten Dorf, Sary Tash, leisteten wir uns
eine bezahlbare Unterkunft mit Abendessen. Neben dem Guesthouse war auch ein
Pneuhaus, oder besser gesagt eine Scheune mit Kompressor und langen Hebeisen.
Dort liessen wir in unseren, dem Pamir-Gebirge zum Opfer gefallenen Reifen,
einen Schlauch einsetzen damit wir auch den noch runterraffeln können.
Unsere Gastgeberin servierte ein Geissenragout
mit gammligem Brot und machte uns deutlich, dass nach 8Uhr der Elektroofen
auszustecken sei. Da wir nicht nochmal so frieren wollten, liessen wir sie noch
ein bisschen länger am Strom. Doch wie mit Geisterhand flog um elf die
Sicherung raus J.
Die Einrichtung des Hauses war sehr gemütlich
mit Teppichen und Füchsen und Wölfen an der Wand.
Zum Morgenessen gab es besseres Brot, Konfi und
Eier. Der Tee roch ein bisschen nach Schafmist. Das könnte daran liegen, dass
anstelle von Feuerholz getrockneter Geissen, Kuh, Schaf-und Eselkot verwendet
wird. Holzersatz auf 3000 Meter.
Auf perfekten Strassen genossen wir die
Weiterfahrt Richtung Bishkek. Weg von den hohen Bergen und wieder zurück in
wärmere Gefilde.
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