In Olgii
hatten wir nun alles geregelt. Wir hatten nun all unsere wertvollen Zollpapiere
für die Ausreise in der Hand und wir sind unser geschundener Previa zu einem zu
einem für uns überteuerten Preis losgeworden. Offenbar hat dieser Wagen mehr
Wert als in der Schweiz… oder aber wir haben wir haben ihn in ein etwas
besseres Licht gerückt, und wegen unseres Sprachdilemmas so einiges vergessen
zu erwähnen. Auf jeden Fall wollten wir nun möglichst schnell von dem
mongolisch-kasachischen Städtchen Olgii und weiteren unangenehmen
Komplikationen wegkommen. So entschieden wir uns noch am selben Abend mit
diesem nett aussehenden russischen Minibus in Richtung Ulanbator loszufahren.
Leider musste unser Fahrer Joscho den Wagen erst reparieren bevor wir losfahren
konnten. Es waren aber nur kleine Bagatellreperaturen wie die hintere
Radaufhängung ersetzen, einige fehlende Radschrauben einsetzen und Öl für den
undichten Kupplungszylinder nachfüllen. Das war uns in dieser Situation egal,
wir wollten einfach aus dieser Stadt wegkommen. Im Nachhinein haben wir diese
Entscheidung mehrfach bereut…
Endlich fuhren wir los. Die komfortable Seite des geländegängigen Fahrzeugs lernten wir bereits auf den ersten Kilometern kennen. Im Gegensatz zum Previa konnten die Sitze jederzeit in jede beliebige Position verstellt werden, denn sie waren nicht befestigt und so verschoben sie sich bei jeder noch so kleinen Unebenheit. Das chinesische Radio konnte sehr simpel mit einem Memory-Stick gefüttert werden. Allerdings war die Lautstärke irgendwie Spannungsabhängig und so verstellte sich das ganze ständig wie von Geisterhand, bis es später den Geist aufgab. Auch eine längere Reparatur konnte dem nicht entgegenwirken. Eine Heizung war nicht vorhanden und eine Klimaanlage war in diesem Wagen nicht nötig, denn die Tür konnte ohnehin nicht richtig geschlossen werden, und eine kühle Brise war allen äusserst willkommen. Denn wir waren mit allem Eingekleidet was wir finden konnten da die Temperaturen schon lange nicht mehr über dem Gefrierpunkt waren. Ausserdem zog es auch immer schön etwas Staub von der Schotterstrasse hinein, welche die Benennung Strasse wohl nicht verdient hat. Strassen waren nicht zu erkennen, eher Holperpfade oder Wellblechpisten. Für die 50-Jährige Blattfederung des Gefährts war das aber kein Problem, die Schläge wurden tiptop auf die Insassen übertragen.
Nach den
ersten 100 km war bereits die erste Reparatur nötig. Der Motor stockte und der
Chauffeur holte zum ersten Mal sein Bordwerkzeug heraus. Mit gekonnten Griffen
reparierte er den Vergasermotor, so dass wir wieder auf allen Zylindern mit der
bescheidenen vollen Leistung weiterfahren konnten. Dieses Spiel wiederholte
sich alle paar 100km und wir machten uns nichts draus, da er das Gefährt immer
wieder in Gang gebracht hat.
Nachts
assen wir in einem Truckstop eine richtig einheimische Mahlzeit. Der Fahrer
meinte, dass er bei diesen Temperaturen die Karre wohl am nächsten Tag wohl nicht
starten könne, und so fuhren wir vom Essen gestärkt und etwas weniger
durchfroren weiter. Die erste Nacht verbrachten wir halb schlafend, von der
Kälte gequält und durchgeschüttelt bis wir am Horizont eine erlösende
Morgenröte erkennen konnten.
Nun
durchquerten wir weite Ebenen, gesäumt von schneebedeckten Bergketten. In der
Kalten Wüste sahen wir zum ersten Mal diese Jurten in der unendlichen Steppe,
neben denen riesige Herden von Schafen Ziegen und weideten. Auch Kamele und
Yaks suchten ihre Nahrung in der kalten Einöde.
Wir assen
ein wärmendes Frühstück in einer dieser Jurten und tranken Tschai, was hier
soviel ist wie Schwarztee mit viel Stutenmilch und Salz. Joscho unser Fahrer
schlief sofort ein.
Später
fuhren wir weiter und betrachteten die Landschaft soweit das möglich war neben
den äusserst unkomfortablen Bedingungen, die diese Blechkiste bieten konnte.
Nach zwei
weiteren Reparaturen von Auspuff und Bremse fuhren wir in Richtung Westen, der
Abendsonne entgegen. Unser Fahrer Schaukelte uns über die Wellblechpiste in die
immer dunkler werdende Landschaft. Trotz der durchdringlichen Kälte, dem feinen
Staub in der Luft, der mangelnden Beinfreiheit, der unbequem aufrechten
Sitzposition und der unendlichen Schläge durch die Beschaffenheit des Bodens,
wurden wir alle allmählich vom Schlaf übermannt.
Plötzlich
wurden wir durch ein jähes Manöver des Fahrers mit anschliessendem Rumpeln aus
dem Schlaf gerissen. Der Fahrer lenkte den Wagen mit noch zu hoher Geschwindigkeit
auf einen Erdhügel, der sich mitten auf der Strasse auftürmte. Ehe wir uns
besinnen konnten was geschah, schossen wir diesen immer näher kommenden Hügel
hinauf und genau so schnell wieder hinunter. Dabei flog der ganze Inhalt des
Wagens mit unserem Gepäck, dem Inhalt der Werkzeugkiste und den nicht
befestigten Sitzen mit uns durch den Innenraum. Der Wagen verliess die Strasse
und fiel einen Abhang hinunter wobei er kippte und auf der Seite zum Stillstand
kam. Überall war Staub und für einen Moment war alles still. Ohne zu verstehen
was genau geschah, krochen wir mit bereits hohem Adrenalinspiegel aus der zerbrochenen
Frontscheibe. Nachdem alle unversehrt aus ihren misslichen Lagen verklemmt
unter den losen Sitzen befreit wurden, konnten wir erkennen was wirklich
geschehen war. Die Strasse, auf der wir fuhren, wurde durch eine noch nicht
fertig gebaute Überführung über einen kleinen Flusslauf unterbrochen. Da das
Vehikel über ein äusserst schlechtes Vorderlicht verfügte, hat der Fahrer die
Stelle, an der Die Strasse fehlte zu spät erkennen können. Nun lag sie
geschunden da, unsere ohnehin schon sehr angeschlagene Mitfahrgelegenheit. Auf
der Suche nach Hilfe stiessen wir auf Chinesen vom Strassenbau mit grossen
Baumaschinen. Diese Boten uns aber keine Hilfe, denn nachdem sie kapierten was
geschehen war, holten sie schleunigst Verstärkung und begannen die unfertige
Baustelle auszubessern. Sie schütteten sofort die Überführung zu und planierten
die Strasse, so dass sie nicht für den Schaden, der durch ihre begonnene
Baustelle geschehen ist, haften müssen. Mittlerweile halfen uns zwei vorbeikommende
Kleinlastwagen das Russenbüssli wieder auf die Räder zu stellen. Während wir
die Sitze wieder in Ordnung brachten und das Gepäck wieder einräumten, begann
der Fahrer die erstaunlich robuste Karosserie mit einer Ersatzantriebswelle
wieder gerade zu klopfen, so dass wenigstens das Kupplungspedal durchgedrückt
werden konnte und die verzogenen Türen unter erheblichem Kraftaufwand wieder geschlossen
werden konnten. Wären wir nicht verlassen irgendwo in der Wüste bei minus 20°C
um zwei Uhr morgens abseits der Strasse gewesen, hätten wir keinen Fuss mehr in
diesen Wagen gesetzt. Wir hatten aber keine Wahl. Nach langem herumbasteln
konnte Joscho, der bislang keine Miene verzog, die zähe Kiste wieder zum Leben
erwecken.
Ohne
Frontscheibe ging die Fahrt weiter, aber schon nach wenigen Kilometern wurde es
unaushaltbar kalt. Unser Chauffeur montierte kurzerhand einen mitgeführten alten
Teppich anstelle der Frontscheibe, in den er als Guckloch eine kleine Öffnung
einschnitt. So fuhren wir bis in die Morgenstunden, ohne ein weiteres Auge zu
schliessen. Bei jeder noch so kleinen Schräglage des Gefährts kam in jedem von
uns ein dumpfes Gefühl von Übelkeit auf, begleitet von einem kleinen Schauer
über den ohnehin schon kalten Rücken.
Als es hell wurde machten wir einen erlösenden Halt in einer Jurte und versuchten uns vom Schock zu erholen und etwas schlaf zu finden. Die dort wohnhafte Familie kochte uns ein herrliches traditionell mongolisches Essen und Köbi durfte sogar den eingekochten Knochen abgnagen. Uns war es nun wohler mit festem Boden unter den Füssen. Joscho aber hatte alle Hände voll zu tun. Ohne sich vorhin an einem Tee zu wärmen machte er sich an die Arbeit an seinem verbeulten Gefährt. Mit transparentem Klebband, einem Stück Scheibe und Karton machte er sich an die Arbeit, eine neue Frontscheibe zu kreieren. Nach einigen Stunden war sein Meisterwerk fertig und die Reise konnte fortgesetzt werden.
Als es hell wurde machten wir einen erlösenden Halt in einer Jurte und versuchten uns vom Schock zu erholen und etwas schlaf zu finden. Die dort wohnhafte Familie kochte uns ein herrliches traditionell mongolisches Essen und Köbi durfte sogar den eingekochten Knochen abgnagen. Uns war es nun wohler mit festem Boden unter den Füssen. Joscho aber hatte alle Hände voll zu tun. Ohne sich vorhin an einem Tee zu wärmen machte er sich an die Arbeit an seinem verbeulten Gefährt. Mit transparentem Klebband, einem Stück Scheibe und Karton machte er sich an die Arbeit, eine neue Frontscheibe zu kreieren. Nach einigen Stunden war sein Meisterwerk fertig und die Reise konnte fortgesetzt werden.
Wir fuhren
wieder durch die schier unendlichen Weiten, aber unser Auge für die Schönheit
des Landes hat etwas abgenommen. Durch die fast undurchsichtige neue Scheibe
hefteten unsere Augen auf dem vor uns liegenden Terrain. Gegen Abend näherten
wir uns einer kleinen Stadt, was sich nun als Problem herausstellte. Joscho
wollte so unter keinen Umständen der Polizei in die Hände fallen, da diese ihm die
absolut nicht fahrtaugliche Kiste umgehend wegnehmen würden. So warteten wir
auf die Dunkelheit und umfuhren die Stadt grossräumig. Anfangs schien alles zu
funktionieren, auch der teilweise vereiste Fluss, den es zu durchqueren hiess,
schien kein unüberwindbares Problem darzustellen. Bis schlussendlich auf einem vereisten
Kieshügel zwischen zwei Flussläufen der Wagen zum Stillstand kam und der Motor
nicht mehr mitspielte. Erneut klappte der zähe Joscho die Motorklappe auf und
begann mit seinem bescheidenen Werkzeug zu hantieren. Ständig versuchte er den
Motor zu starten jedoch ohne erfolg. Nach zwei geschlagenen Stunden glaubten
wir die Batterie mache nun schlapp, als plötzlich das erlösende aufheulen des
Motors unsere schon schläfrigen Gemüter wieder zuversichtlich stimmte. Laut knarrend
legte er den Gang ein und bewegte das Gefährt in Richtung Wasser, wobei die sich
die angefrorenen Räder vom steinernen Untergrund lösten. Die Umfahrung des
Städtchens war geglückt, aber der Weg bis Ulanbator war noch lang.
Als es
nicht mehr dicker kommen konnte kam es dünner, wir hatten wieder mal etwas Schlechtes
gegessen und…. Wir fuhren also wieder in den Tag hinein und die Strassen wurden
endlich etwas besser. Wir hatten nun den Unfall etwas verarbeitet und hatten
wieder mit den üblichen Beschwerden zu kämpfen. Eiskalte Füsse, tropfende Nase,
unbequeme Sitze und… naja ihr wisst schon.
Das gefrorene
Wasser in den Petflaschen musste jeden Morgen auf die Motorklappe gelegt werden
ehe es trinkbar war, aber auch damit konnte man leben. Wir kamen Kilometer für Kilometer
näher an die Hauptstadt Ulanbator heran, dies zeigte sich durch die häufiger
werdenden Polizeikontrollen. Einmal konnte der Chauffeur die Polizei gekonnt mit
einem Schmiergeld dazu bewegen, ihn fahren zu lassen. Jedoch beim zweiten Mal
kam es soweit, dass wir unser Hab und Gut ausladen mussten. Er musste den Wagen
auf der Stelle der Polizei übergeben und wir wurden in ein Taxi geladen. So
haben wir unser Fahrer seinem Schicksal überlassen und haben ihn seitdem nicht
mehr gesehen. Endlich hatte die Fahrt in diesem Schrotthaufen ein Ende, und wir
werden nie mehr einen Fuss in solch eine Kiste setzen. Glücklicherweise waren
wir nur noch etwas mehr als eine Stunde von Ulanbator entfernt und wir konnten
aufatmen, als wir endlich in einem Hotel abgesetzt wurden.
Wir sind nun
im UB Guesthouse was sehr zu Empfehlen ist. Als nächstes werden wir einen 6
Tägigen Trip durch die Mongolei unternehmen. Als Transportmittel werden wir
wiederum… siehe Bild
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen